Freundschaft von Joachim Ringelnatz

Erster Teil

Es darf eine Freundschaft formell sein,
Muß aber genau sein.
Eine Freundschaft kann rauh sein,
Aber muß hell sein.
 
Denn Allzusprödes versäumt oder verdirbt
Viel. Weil manchmal der Partner ganz plötzlich stirbt.
 
Mehr möchte ich nicht darüber sagen.
Denn ich sitze im Speisewagen
Und fühle mich aus Freundschaft wohl
10 
Bei „Gedämpfter Ochsenhüfte mit Wirsingkohl“.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Freundschaft“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
54
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Freundschaft“ stammt von dem deutschen Autor und Maler Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Er ist besonders für seine grotesk-humorigen Gedichte bekannt. Dieses Gedicht kann zeitlich in die Weimarer Republik oder die frühe Zeit des Nationalsozialismus eingeordnet werden.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie eine leichte, humorvolle Betrachtung der Freundschaft. Die lockere und scheinbar beiläufige Art vermitteln eine spielerische Unbeschwertheit, die typisch für Ringelnatz' Stil ist.

Das lyrische Ich formuliert in einfachen Worten einige Grundzüge einer gelingenden Freundschaft. Sie kann formell und auch rauh sein, aber sie muss genau und hell sein. Damit scheint Ringelnatz zu meinen, dass Freundschaften durch Klarheit, Ehrlichkeit und Verbindlichkeit gekennzeichnet sein sollten. Dass eine Freundin oder ein Freund plötzlich sterben könnte, mahnt zur Wertschätzung und Pflege der Freundschaft. Ein überraschender Themenwechsel erfolgt in der dritten Strophe, wo das lyrische Ich seine Gedanken abbricht, um auf seine gegenwärtige Situation im Speisewagen hinzuweisen. Das Gedicht schließt mit einer humorvollen Betrachtung von Freundschaft, die auch in gemeinsamen Mahlzeiten ihren Ausdruck findet.

Formal handelt es sich um ein Gedicht ohne Reim, das sich durch kurze Verse und eine einfache Sprache auszeichnet. Die Verse folgen keinem festgelegten Metrum, auch Reime oder andere stilistische Mittel werden nur sparsam eingesetzt. Der einfache, fast prosaische Sprachstil unterstreicht die direkte, unverblümte Botschaft des Gedichts. Die humorvolle Wendung am Ende ist typisch für Ringelnatz und trägt zur Lockerheit und Leichtigkeit des Gedichts bei.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Freundschaft“ von Ringelnatz eine Betrachtung der Freundschaft ist, die sich durch Klarheit, Verbindlichkeit und Wertschätzung auszeichnet. Trotz ihres unprätentiösen und beiläufigen Tons weist das Gedicht auf die Bedeutung der Freundschaft und die Notwendigkeit ihrer Pflege hin.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Freundschaft“ ist Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1929 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 54 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 10 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Freundschaft“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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