Herkules und Hylas von Franz Grillparzer

Hylas! Hylas! ruft der Alzide
Laut an Mysias Felsengestad,
Ob schon wankend und wegesmüde,
Klimmt er hinan den steinigten Pfad.
Den seine Brust zum Liebling erkoren,
Hylas, den schönen, hat er verloren;
Und schon die Nacht, die verhüllende, naht.
 
Suchend nach Wasser, ging er, der Knabe,
Mit dem Krug auf dem lockigen Haupt,
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Sich und dem durstenden Freund zur Labe.
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Doch durch die Pfade, waldigt umlaubt,
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War er gegangen und nicht mehr gekommen,
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Dunkel nur ward die Sage vernommen,
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Daß ihn die Nymphen, den Knaben, geraubt.
 
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Denn, als den Krug in emsigen Handen,
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Übergebeugt in den spiegelnden See,
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Er am Ufer schöpfend gestanden,
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Hab es gequollen vom Grund in die Höh
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Glänzende Stirn und Augen und Wangen
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Und zwei Hände, von denen umfangen,
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Hylas versank in dem wallenden See.
 
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Solches, von zagenden Hirten erzählet,
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Hört des Herakles heilige Macht,
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Und, von Zorn die Sehnen gestählet,
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Dringt er durch Klippen und Waldesnacht.
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Recht hat die schwankende Kunde geleitet,
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Siehe, schon liegt weithin verbreitet
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Vor ihm der See in ruhiger Pracht.
 
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Hin ans Ufer tritt er im Grimme
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Und schreit hinaus in die neblichte Luft:
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»Hylas! Höre des Freundes Stimme!
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Komm! - Und auch ihr, die in felsiger Kluft
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Ihr euch vermeßt, den Geliebten zu halten,
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Fürchtet des Donnerers höchste Gewalten,
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Denn sein Erzeugter ists, der zu euch ruft!«
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.4 KB)

Details zum Gedicht „Herkules und Hylas“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
35
Anzahl Wörter
217
Entstehungsjahr
1791 - 1872
Epoche
Biedermeier,
Realismus

Gedicht-Analyse

Franz Grillparzer ist der Autor des Gedichtes „Herkules und Hylas“. 1791 wurde Grillparzer in Wien geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1807 und 1872. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier oder Realismus zuordnen. Bei Grillparzer handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 217 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 35 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Franz Grillparzer sind „Abschied von Gastein“, „Am Hügel“ und „Am Morgen nach einem Sturm“. Zum Autor des Gedichtes „Herkules und Hylas“ haben wir auf abi-pur.de weitere 300 Gedichte veröffentlicht.

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