An Madame Karschin bey Übersendung eines Blumenstrausses am 1. Dezember 1789 von Susanne von Bandemer
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Liebste Karschinn, nimm den Morgengruß |
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Und den Blumenstrauß an deinem ersten Tage |
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Von mir an, nebst einem warmen Kuß. |
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Sey so glücklich, wie die falsche Sage |
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Oft den Erdenherrscher nennt, |
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Der an goldnem Tisch, in purpurnem Gewande, |
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Die Zufriedenheit von deinem Mittelstande |
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Nicht, noch deines Herzens süßen Frieden kennt. |
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Schau’ im Winter deines Lebens |
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Heiter dich in Gottes Schöpfung um. |
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Voll des nimmer satten Strebens |
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Wird zur Hölle selbst Elysium; |
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Aber tausendfach genießet, |
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Wer das Leben weislich sich versüßet. – |
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Auch für uns schuf die Natur |
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Blumen auf der Wiesenflur. |
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Diese sind für dich im Garten aufgeblühet, |
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Und zum frischen Sträußchen band |
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Sie die Freundschaft dir durch meine Hand. |
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Wie der Fleiß des Gärtners sie durch Kunst erziehet |
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Unter Schneegestöber, unter Eis, |
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So laß uns, nach seinem Beyspiel, gleichen Fleiß |
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Auf des Lebens Dornenpfade wenden, |
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Und mit nimmer müden Händen |
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Blümchen für uns pflücken, klein zwar, aber schön, |
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Und den Dornen munter aus dem Wege gehn. |
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Pflücke sie, Geliebte! viele Jahre |
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Und bekränze dich auch noch im Silberhaare. |
Details zum Gedicht „An Madame Karschin bey Übersendung eines Blumenstrausses am 1. Dezember 1789“
Susanne von Bandemer
3
28
167
1802
Klassik,
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht wurde von Susanne von Bandemer geschrieben, einer deutschen Schriftstellerin und Dichterin, die im 18. und 19. Jahrhundert lebte. Es wurde am 1. Dezember 1789 verfasst und ist an Madame Karschin gerichtet, bei der es sich vermutlich auch um eine literarische Persönlichkeit der damaligen Zeit handelt.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht wie eine Art Geburtstagsgedicht, bei dem die Autorin der Empfängerin einen Blumenstrauß und gute Wünsche übermittelt. Allerdings geht das Gedicht auch über bloße Geburtstagswünsche hinaus und enthält eine tiefergehende Botschaft.
Inhaltlich wirkt das Gedicht auf den ersten Blick wie ein Geburtstagsgruß mit einem gespendeten Blumenstrauss. Jedoch ist der poetische Gehalt weitreichender. Es ist auch eine Reflexion über das Glück, den Lebensweg, den Stand der Zufriedenheit und die einfache Schönheit der Natur. Das lyrische Ich gratuliert nicht nur, sondern gibt auch eine Anspielung auf die Zufriedenheit und die Einfachheit des Lebens der Empfängerin. Des Weiteren legt das lyrische Ich Wert darauf, das Glück in den einfachen Dingen des Lebens zu finden, wie in den schönen Blumen, die die Natur uns bietet, und lenkt damit auch den Blick auf die Lebensfreude und den Fleiß.
In Bezug auf die Form können wir sehen, dass das Gedicht in drei Strophen unterteilt ist, mit insgesamt 28 Versen. Jede Strophe hat eine andere Anzahl an Versen, was auf freie Verse hindeutet. Auch Reime sind nicht durchgehend vorhanden, es handelt sich also um Blankvers.
Die Sprache des Gedichtes ist von Bandemers Zeit geprägt, dem 18. Jahrhundert, und enthält einige veraltete Wörter und Ausdrücke. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Wortwahl und Sprachgestaltung ein deutlicher Beleg für den literarischen Stil der Aufklärung ist. Es kommt in der klaren Rhetorik deutlich zur Geltung, dass es das Individuum, die Zufriedenheit und die Natur als Quelle des Glücks feiert. Es spiegelt den Geist der Aufklärung wider, der dem Individuum Freiheit, Vernunft und Naturverbundenheit zugesteht.
Weitere Informationen
Das Gedicht „An Madame Karschin bey Übersendung eines Blumenstrausses am 1. Dezember 1789“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Susanne von Bandemer. 1751 wurde Bandemer in Berlin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1802. In Berlin ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik oder Romantik zu. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 167 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Dichterin Susanne von Bandemer ist auch die Autorin für Gedichte wie „An * * * bey der Übersendung einer Haarlocke“, „An Elise Reichsgräfin zu S * * * L * * *“ und „An Elisen“. Zur Autorin des Gedichtes „An Madame Karschin bey Übersendung eines Blumenstrausses am 1. Dezember 1789“ haben wir auf abi-pur.de weitere 86 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Susanne von Bandemer sind auf abi-pur.de 86 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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