Klosterszene von Franz Grillparzer
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Ein Mönch in kleiner Zelle, |
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Mit sorglichem Gesicht, |
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Halb in der Sonnenhelle, |
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Halb in des Kreuzgangs Licht! |
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Es zeigt von frommen Bitten |
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Manch heilig Konterfei; |
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Von strengen, mäßgen Sitten |
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Der Korb Gemüs dabei; |
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Daß innig noch sein Fühlen, |
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Der Blumentopf zur Hand; |
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Des Wissens Durst zu kühlen |
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Dient wohl der mächtge Band. |
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Doch dort mit ernstern Mienen |
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Strahlt herberes Gerät; |
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Das sind des Panzers Schienen, |
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In dem der Krieger geht. |
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Dort auch des Rosses Zäume, |
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Des Sattels leere Wucht, |
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Auf dem durch blutge Räume |
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Der Tod sein Opfer sucht. |
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Und brütend sieht er reiten |
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Die Krieger dort im Tal, |
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Als dächt er frührer Zeiten, |
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Wo selbst in ihrer Zahl. |
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So mochte jener Kaiser, |
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Der fünfte Karl genannt, |
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Als büßender Kartäuser |
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Hinblicken auch ins Land; |
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So ward sein Auge trüber, |
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Die Hand fuhr nach der Brust, |
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Ging seinem Geist vorüber, |
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Was nun ihm erst bewußt: |
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Wie schöner als kein zweiter |
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Von Gott er hingestellt, |
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Eh er das: »Immer weiter!« |
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Zum Wahlspruch sich erwählt; |
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Wie Ländergier und Ehre |
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In seiner Brust im Streit, |
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Halb Zögling der Tibere, |
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Halb Ritter alter Zeit; |
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Bis jener Fürst der Franken, |
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Mit Glück von ihm bekriegt, |
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Ihn in der Meinung Schranken, |
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Der Mann den Mann besiegt, |
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Und er, gestört sein Zielen |
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Nach Ruhm aus sich allein, |
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Als Höchster nur ob vielen |
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Noch Erster konnte sein. |
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Wie nun die schwere Rechte, |
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Das trockene Gemüt |
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Dem menschlichen Geschlechte |
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Die dürre Regel zieht; |
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Und was sich drüber hebet, |
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Drückt nieder seine Hand, |
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Was eigne Bahnen strebet, |
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Taucht er in Blut und Brand. |
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Ja, des Gedankens Reiche, |
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Den vielgestaltgen Geist, |
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Engt er zu öder Gleiche |
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In Form, die er ihm weist. |
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Und so, ein Freiheitsbüttel, |
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Umstellt er jeden Fleck; |
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Das Größte wird ihm Mittel, |
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Ihm, dem das Kleinste Zweck; |
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Bis nun die junge Fichte, |
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Mit Macht zum Grund gebückt, |
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Emporschnellt und zu nichte |
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Das Band macht, das sie drückt! |
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Der meist ihm nachgetreten, |
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Zuerst zur Freiheit ruft, |
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Daß die gesprengten Ketten |
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Hinklirren in die Luft. |
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Wie nun die Welt ihn widert, |
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Weil nicht mehr sein Gepräg, |
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Er launisch sich erniedert, |
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Weil aufwärts mehr kein Weg; |
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Und so im Möncheskleide, |
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Am Klosterbettelstab, |
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Er mindstens schmeckt die Freude, |
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Daß er sich selbst ihn gab; |
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Ja, auch noch mag genießen |
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Des Kitzels linden Stich: |
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Sich rückersehnt zu wissen, |
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Weil Schlimm dem Schlimmern wich! |
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So gräbt und kniet der Alte, |
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Denkt wenig an die Welt, |
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Bis etwa durch die Spalte |
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Ein ferner Schimmer fällt; |
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Mit einer schnellen Wendung |
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Sein Leben vor ihm liegt |
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Er denket seiner Sendung, |
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Und wie er ihr genügt! |
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Da wird sein Antlitz trüber, |
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Die Hand fährt nach der Brust, |
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Und Schatten ziehn vorüber, |
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Um die er einst gewußt. |
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Fühlt er nun Menschenachtung, |
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So fühlt wohl auch der Mann: |
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Mit Reue und Betrachtung |
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Seis noch nicht abgetan! |
Details zum Gedicht „Klosterszene“
Franz Grillparzer
25
100
455
1791 - 1872
Biedermeier,
Realismus
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Klosterszene“ ist Franz Grillparzer. Der Autor Franz Grillparzer wurde 1791 in Wien geboren. Zwischen den Jahren 1807 und 1872 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier oder Realismus zugeordnet werden. Grillparzer ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 455 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 100 Versen mit insgesamt 25 Strophen. Weitere Werke des Dichters Franz Grillparzer sind „Vorzeichen“, „Werbung“ und „Zwischen Gaeta und Kapua“. Zum Autor des Gedichtes „Klosterszene“ haben wir auf abi-pur.de weitere 300 Gedichte veröffentlicht.
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