Frau Werner hieß das Tier von Joachim Ringelnatz

Mein Hund, den ich einmal an Oertners gab,
Weil sie ihn überlieb gewonnen hatten,
Den mußten sie heute bestatten.
Betteten ihn in ein Hundegrab.
 
Eine Terrierhündin, die vierzehn Jahr
Alt wurde und Kriegskameradin mir war,
Ist sanft und rührend entschlafen.
Nun weinen die Oertners, die braven.
 
Mich tröstet traurig: So ging's, so geht's.
10 
Hat Bug wie Heck seine Wellen. —
11 
In meinem besten Erinnern wird stets
12 
Etwas wedeln und etwas bellen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Frau Werner hieß das Tier“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
70
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Frau Werner hieß das Tier“ stammt von dem deutschen Schriftsteller Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Dies kann eine grundlegende zeitliche Einordnung in das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert liefern.

Der erste Eindruck des Gedichts ist von einer gewissen Melancholie geprägt. Es geht um den Tod des Hundes des lyrischen Ichs, der einem emotionalen Verlust gleichkommt. Dabei scheint es im Gedicht weniger um den direkten Verlust zu gehen als vielmehr um die Erinnerungen und Emotionen, die mit dem Hund verbunden sind.

Inhaltlich schildert das Gedicht das Ableben des Hundes „Frau Werner“, den das lyrische Ich an die Oertners abgegeben hatte, da diese den Hund besonders ins Herz geschlossen hatten. Der Hund, der vierzehn Jahre alt wurde und den das lyrische Ich als Kriegskameradin bezeichnet, ist friedlich eingeschlafen und hinterlässt Trauer, sowohl bei den Oertners, wie auch beim lyrischen Ich.

Dieses reflektiert allerdings auch über den Kreislauf des Lebens („So ging's, so geht's. Hat Bug wie Heck seine Wellen.“) und hält fest, dass in seinen besten Erinnerungen immer „etwas wedeln und etwas bellen“ wird, also die lebendige Präsenz des Hundes weiterlebt.

In Bezug auf die Form des Gedichts fallen die gleichmäßigen Strophen mit jeweils vier Versen auf, was eine gewisse Ordnung und Ruhe im Text schafft. Diese Struktur kann auch als Hinweis auf den unaufhaltsamen Lauf des Lebens interpretiert werden, der hier durch den Tod des Hundes unterbrochen wird.

Die Sprache ist klar und schlicht, ohne viele ornamentalische Elemente. Dies spiegelt womöglich die Ehrlichkeit und Direktheit der Emotionen wider, die der Tod des Hundes hervorruft. Zugleich schafft es aber auch eine gewisse Distanz und verhindert, dass das Gedicht in sentimentaler Trauer verloren geht.

Zusammenfassend beschäftigt sich das Gedicht „Frau Werner hieß das Tier“ von Ringelnatz mit dem Tod eines geliebten Hundes und den damit verbundenen Emotionen. Dabei steht weniger der Verlust selbst im Vordergrund als die daraus resultierenden reflexiven Gedanken über den Lauf des Lebens und die unvergängliche Präsenz der Erinnerungen. Durch seine klare Struktur und seine schlichte Sprache erzeugt das Gedicht eine ruhige Stimmung, die den emotionalen Inhalt zugleich unterstreicht und einrahmt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Frau Werner hieß das Tier“ des Autors Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1932. Der Erscheinungsort ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 70 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abermals in Zwickau“, „Abgesehen von der Profitlüge“ und „Abglanz“. Zum Autor des Gedichtes „Frau Werner hieß das Tier“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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