Frau Sorge von Heinrich Heine
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In meines Glückes Sonnenglanz, |
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Da gaukelte fröhlich der Mückentanz. |
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Die lieben Freunde liebten mich |
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Und theilten mit mir brüderlich |
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Wohl meinen besten Braten |
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Und meinen letzten Dukaten. |
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Das Glück ist fort, der Beutel leer, |
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Und hab’ auch keine Freunde mehr; |
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Erloschen ist der Sonnenglanz, |
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Zerstoben ist der Mückentanz, |
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Die Freunde, so wie die Mücke, |
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Verschwinden mit dem Glücke. |
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An meinem Bett in der Winternacht |
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Als Wärterin die Sorge wacht, |
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Sie trägt eine weiße Unterjack’, |
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Ein schwarzes Mützchen, und schnupft Tabak. |
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Die Dose knarrt so gräßlich, |
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Die Alte nickt so häßlich. |
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Mir träumt manchmal, gekommen sei |
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Zurück das Glück und der junge Mai |
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Und die Freundschaft und der Mückenschwarm – |
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Da knarrt die Dose – daß Gott erbarm, |
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Es platzt die Seifenblase – |
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Die Alte schneutzt die Nase. |
Details zum Gedicht „Frau Sorge“
Heinrich Heine
4
24
124
1851
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Frau Sorge“ stammt von dem Dichter Heinrich Heine aus der Epoche des Biedermeier (1815 bis 1848) und der literarischen Strömung des Jungen Deutschland (1830 bis 1850).
Beim ersten Lesen fällt die klare, auf den Punkt gebrachte Ausdrucksweise auf, für die Heine unter anderem bekannt ist. Der Ton des Gedichts ist melancholisch und kritisch.
Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich im ersten Teil seines Gedichtes das Bild von Glück, Wohlstand und echter Freundschaft. Es erzählt von Zeiten des gemeinsamen Feierns und Teilens, sowohl materieller als auch emotionaler Art. In der zweiten Strophe wendet sich das Blatt: Der Reichtum ist verloren, die Sonne ist untergegangen und die Freunde, verglichen mit flüchtigen Mücken, sind mit dem Glück verschwunden.
Die dritte und vierte Strophe beschreiben die aktuelle Situation des lyrischen Ichs: die Einsamkeit und Verzweiflung, die es in der Gegenwart seiner verlorenen Freunde empfindet. Eine Personifizierung der „Sorge“, die an seinem Bett Wache hält, verleiht diesem Gefühl eine fast physische Präsenz und Intensität.
Formal gesehen handelt es sich um ein 24-zeiliges Gedicht mit vier Strophen zu je sechs Versen, die im Kreuzreim verfasst sind. Die Verse sind meist jambisch und bestehen größtenteils aus vier Hebungen. Die Sprache ist klar und direkt und verwendet einfache, bildhafte Metaphern und Vergleiche, um den emotionalen Inhalt zu transportieren. Eine Besonderheit ist der scharfe Kontrast zwischen dem idyllischen ersten und dem trostloses zweiten Teil des Gedichts, die durch den abrupten Wechsel der Stimmung und der Symbolik noch betont werden.
Das Gedicht beschäftigt sich mit den Themen Freundschaft, Glück, Reichtum und Sorge und präsentiert eine kritische und entlarvende Darstellung der flüchtigen und unbeständigen Natur von Glück und menschlichen Beziehungen. Es verdeutlicht, dass materieller Reichtum und äußerliches Glück oftmals eine oberflächliche und vergängliche Basis für echte Freundschaft sind und stellt die Frage, was bleibt, wenn das Glück und die Freunde verschwinden - die Sorge.
Weitere Informationen
Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Frau Sorge“. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. Im Jahr 1851 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Hamburg. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 124 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Heine sind „Als ich, auf der Reise, zufällig“, „Alte Rose“ und „Altes Lied“. Zum Autor des Gedichtes „Frau Sorge“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.
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