Fragen von Heinrich Heine

Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer
Steht ein Jüngling-Mann,
Die Brust voll Wehmuth, das Haupt voll Zweifel,
Und mit düstern Lippen fragt er die Wogen:
 
„O lös’t mir das Räthsel des Lebens,
Das qualvoll uralte Räthsel,
Worüber schon manche Häupter gegrübelt,
Häupter in Hieroglyphenmützen,
Häupter in Turban und schwarzem Barett,
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Perückenhäupter und tausend andre
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Arme, schwitzende Menschenhäupter –
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Sagt mir, was bedeutet der Mensch?
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Woher ist er kommen? Wo geht er hin?
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Wer wohnt dort oben auf goldenen Sternen?
 
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Es murmeln die Wogen ihr ew’ges Gemurmel,
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Es wehet der Wind, es fliehen die Wolken,
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Es blinken die Sterne, gleichgültig und kalt,
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Und ein Narr wartet auf Antwort.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Fragen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
108
Entstehungsjahr
1825–1826
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Fragen“ stammt von dem deutschen Dichter Heinrich Heine (1797-1856) und lässt sich in die Epoche des 19. Jahrhunderts, die Zeit des Vormärzes und Realismus, einordnen. Heine ist bekannt für seine romantische, aber oft auch kritische und spöttische Lyrik.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und tiefgründig. Der Hauptcharakter, ein „Jüngling-Mann“, steht allein am Meer und stellt eingehende, existentialistische Fragen über das Leben.

In Bezug auf den Inhalt beschreibt das Gedicht eine Szene, in der ein junger Mann tief in Gedanken am Meer steht und sich existenzielle Fragen über das Leben, den Ursprung und das Ziel der Menschheit sowie über das Universum stellt. Das lyrische Ich zeigt seine Unsicherheit und Verzweiflung über unser Dasein und unsere Rolle in der Welt. Es zeigt dem Leser, dass er sich ganz deutlich fragt, wer er ist und was seine Bestimmung im Leben ist.

Formal handelt es sich bei dem Gedicht um ein freies Gedicht ohne Reim und festen Rhythmus. Die Sprache von Heinrich Heine ist metaphorisch, voller Symbole und Bilder. Das Meer wird als „wüsten, nächtlichen Meer“ beschrieben, was auf die innere Leere und Dunkelheit des lyrischen Ichs hinweist und auch seine Verlorenheit im Universum signalisiert. Die Anwort der Natur (die Wogen, der Wind, die Sterne) auf die Fragen des lyrischen Ichs bleibt aus. Dadurch wird die existenzielle Einsamkeit und Verzweiflung des Menschen, die Unbeantwortbarkeit seiner Fragen und seine geringe Bedeutung im Universum noch betont. Der Dichter nennt sich selbst einen „Narren“, was vielleicht auf seine Absicht hindeutet, eine tiefe philosophische Ironie oder Selbstkritik zu äußern, da er keine Antworten auf seine Fragen erhält.

Insgesamt lässt sich sagen, dass Heines Gedicht „Fragen“ die existenziellen Fragen und Unsicherheiten des Lebens thematisiert und die Unbeantwortbarkeit dieser Fragen sowie die daraus resultierende Verzweiflung und Einsamkeit des Menschen hervorhebt. Es ist ein melancholisches und trauriges Gedicht, welches dennoch tiefgründige und wichtige Lebensfragen stellt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Fragen“ ist Heinrich Heine. Im Jahr 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. 1826 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Hamburg. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 108 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Heine sind „Almansor“, „Als ich, auf der Reise, zufällig“ und „Alte Rose“. Zum Autor des Gedichtes „Fragen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

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