Fortschritt von Rainer Maria Rilke
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Und wieder rauscht mein tiefes Leben lauter, |
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als ob es jetzt in breitern Ufern ginge. |
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Immer verwandter werden mir die Dinge |
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und alle Bilder immer angeschauter. |
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Dem Namenlosen fühl ich mich vertrauter: |
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Mit meinen Sinnen, wie mit Vögeln, reiche |
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ich in die windigen Himmel aus der Eiche, |
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und in den abgebrochnen Tag der Teiche |
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sinkt, wie auf Fischen stehend, mein Gefühl. |
Details zum Gedicht „Fortschritt“
Rainer Maria Rilke
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9
61
1906
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Fortschritt“ ist von Rainer Maria Rilke, einem der bedeutendsten Lyriker des frühen 20. Jahrhunderts, geschrieben. Rilke lebte von 1875 bis 1926, was das Gedicht zeitlich in die Epoche des Symbolismus oder der Moderne einordnen lässt.
Bereits beim ersten Lesen fällt auf, dass es sich um ein gefühlstiefes und introspektives Gedicht handelt. Rilkes Worte vermitteln einen Eindruck intensiver Erlebnis- und Empfindungssteigerung des lyrischen Ichs.
Inhaltlich schildert das Gedicht einen Wahrnehmungsprozess. Das lyrische Ich beschreibt seine immer intensiver werdende Verbindung zu seiner Umwelt. Sein „tiefes Leben“ rausche lauter, als ob sich sein Bewusstseinsfluss ausweite (Vers 1 und 2). Mit zunehmender Erfahrung und Zeit (Fortschritt) werden ihm „die Dinge [...] immer verwanter“ (Vers 3) und seine Wahrnehmungen bzw. „Bilder“ immer vollständiger („angeschauter“, Vers 4). Dabei fühlt es sich dem „Namenlosen“, also dem Unerklärbaren oder Transzendenten, immer verbundener (Vers 5). Es erstreckt sich mit all seinen Sinnen, ähnlich wie Vögel mit ihren Flügeln, hinaus in den Himmel (Vers 6 und 7) und seine Empfindungen sinken, wie auf Fischen stehend, in den Teichen abgebrochenen Tages ein (Vers 8 und 9).
Die Form des Gedichts ist frei, ohne festes Metrum oder Reimschema. Die Sprache ist stark metaphorisch und symbolisch, typisch für Rilkes Dichtung. Er verwendet Bilder aus der Natur, etwa breitere Ufer, windige Himmel, eine Eiche oder Teiche, um die seelischen Zustände und Erlebnisse des lyrischen Ichs darzustellen.
Insgesamt vermittelt Rilke mit „Fortschritt“ die evolutionäre Entwicklung der menschlichen Wahrnehmung und Bewusstseinserweiterung, eine sukzessive Annäherung an das Universale, das Namenlose. Es spiegelt eine tiefempfundene Naturverbundenheit wieder und thematisiert gleichzeitig die Rolle des Menschen innerhalb dieser natürlichen Zusammenhänge.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Fortschritt“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rainer Maria Rilke. Der Autor Rainer Maria Rilke wurde 1875 in Prag geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1906 zurück. Erscheinungsort des Textes ist Berlin / Leipzig, Stuttgart. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 9 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 61 Worte. Die Gedichte „Advent“, „Allerseelen“ und „Als ich die Universität bezog“ sind weitere Werke des Autors Rainer Maria Rilke. Zum Autor des Gedichtes „Fortschritt“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.
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