Flugzeug am Winterhimmel von Joachim Ringelnatz
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Ich fliege im Flockengewimmel. |
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Ach, guter Himmel, laß das doch sein! |
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Ich Flugriese bin nur klein Vögelein |
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Gegen dich, schüttender Himmel. |
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Sag Schneegestöber, ich bäte es sehr, |
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Ein wenig nachzulassen. |
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Denn meine Flügel tragen schon schwer |
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An sechs ganz dicken Insassen. |
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Die spielen Karten in meinem Leib |
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Und trinken, weil sie so frieren. |
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Und wollen nach Zoppot, um Zeitvertreib |
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Und Örtliches zu studieren. |
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Und käme ich dort nicht pünktlich hin, |
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Die würden es niemals verzeihen. |
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Lieber Himmel, wenn ich gelandet bin, |
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Dann darfst du gern wieder schneien. |
Details zum Gedicht „Flugzeug am Winterhimmel“
Joachim Ringelnatz
4
16
87
1929
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Flugzeug am Winterhimmel“ stammt von dem deutschen Schriftsteller und Maler Joachim Ringelnatz. Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte, gilt als bedeutender Vertreter der literarischen Strömungen des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit, die sich vor allem in den 1920er und 1930er Jahren in Deutschland verbreiteten.
Das Gedicht erweckt sofort den Eindruck einer aktiven Szene, in der das lyrische Ich, das sich als Flugzeug darstellt, ständig in Bewegung ist und mit den natürlichen Elementen des Winterhimmels zu kämpfen hat. Ein Gefühl der Dringlichkeit und Bedrängnis wird spürbar.
Der Inhalt des Gedichtes lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Das lyrische Ich, das Flugzeug, kämpft gegen schweren Schneefall und bittet den Himmel, das Schneien einzustellen, damit es seine Passagiere sicher zu ihrem Ziel bringen kann. Die Passagiere, die innerlich frieren, spielen Karten, trinken und sind ungeduldig in ihrer Erwartung, pünktlich in Zoppot, einem beliebten Reiseziel an der Ostsee, anzukommen. Es wird deutlich, dass das Flugzeug/lyrische Ich von den Ansprüchen und Erwartungen der Passagiere und den äußeren Bedingungen des Wetters gleichermaßen belastet ist.
Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen zu je vier Versen, also einem sehr geordneten, regelmäßigen Aufbau. Die Sprache Ringelnatz' ist klar und unverblümt, er verwendet einfache, bildliche Ausdrücken wie „Flockengewimmel“ oder „schüttender Himmel“, die den Eindruck von Bewegung und Unbeständigkeit verstärken. Diese konkrete, gegenständliche Sprache ist typisch für die Dichtung der Neuen Sachlichkeit.
Zusammenfassend ist „Flugzeug am Winterhimmel“ ein Beispiel für Ringelnatz' Fähigkeit, alltägliche Situationen in bildreiche, suggestive Gedichte zu transformieren, die eine Vielzahl von Emotionen und Stimmungen hervorrufen. Es zeigt die gegensätzlichen Forderungen, denen das lyrische Ich ausgesetzt ist, und ermöglicht dabei eine tiefergehende Reflexion über Themen wie Verantwortung, Druck, Erwartungen und die Beziehung zwischen Mensch und Natur.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Flugzeug am Winterhimmel“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Im Jahr 1929 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 87 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Zum Autor des Gedichtes „Flugzeug am Winterhimmel“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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