Fluch dem Zarismus! von Heinrich Kämpchen

Der weiße Schrecken herrscht im Baltenland,
Blutströme fließen und die Opfer fallen;
Noch sind die ersten nicht verscharrt im Sand,
Und neue Salven hört man wieder knallen. –
So geht es fort, vom Morgen bis zur Nacht,
Und auch die Nacht hindurch noch unverdrossen,
Es ist das geile Würgen nach der Schlacht –
Erschossen wird, und wiederum erschossen. –
 
Mann, Weib und Kind – die Henker fragen nicht,
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Ob schuldig auch – Rebellen sind gefangen!
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Und ob man klagt, hier helfen Klagen nicht,
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Was nicht erschossen wird, das wird gehangen. –
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Das Baltenland gleicht einem Totenfeld,
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Auf dem Kosaken Beutezüge halten,
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Und nur der Wind, der durch die Föhren gellt,
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Weint laut sein Lied um die erschlag’nen Balten. –
 
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Doch morde nur, du blutiges Zarat,
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Und laß die Freiheitskämpfer niederknallen,
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Du säst dir selbst die wilde Drachensaat
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Und bist dem eig’nen Henkerbeil verfallen. –
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Geschliffen schon ist längst für dich der Stahl
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Und tausend Arme sind es, die ihn schwingen,
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Und Hunderttausend harren deiner Qual,
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Und Hunderttausend beten fürs Gelingen. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Fluch dem Zarismus!“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
164
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Fluch dem Zarismus!“ wurde von Heinrich Kämpchen verfasst, der von 1847 bis 1912 lebte. Dies deutet darauf hin, dass das Gedicht in einer Zeit verfasst wurde, in der der Zarismus, also die autokratische Herrschaft der Zaren in Russland, präsent war.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt sofort der düstere, dramatische Ton auf. Kämpchen schildert hier eine Szene des Schreckens und des Terrors, die sich in einem Land unter der Herrschaft des Zaren abspielt. Er verwendet harte Wörter und Formulierungen, um die Schrecken der autokratischen Herrschaft zu verdeutlichen, wie „Blutströme fließen“, „Opfer fallen“, „erschossen“ und „gehängt“.

Der Inhalt des Gedichts konzentriert sich klar auf die Unterdrückung und die brutalen Repressionen, die die Menschen unter der Herrschaft des Zaren erleben. Unschuldige Menschen, Männer, Frauen und Kinder, werden willkürlich gefangen genommen, erschossen oder gehängt. Die Menschen, die sich für Freiheit einsetzen und gegen den Zarismus kämpfen, werden gnadenlos niedergeschlagen. Das lyrische Ich klagt diese Zustände an und sagt voraus, dass diese brutale Herrschaft letztendlich zu ihrem eigenen Untergang führen wird. Der Zar sät „wilde Drachensaat“ und wird letztendlich „dem eig’nen Henkerbeil verfallen“. Es wird also eine Zukunft erwartet, in der der Zar der Vergeltung für seine Taten gegenüberstehen wird.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit jeweils acht Versen, es folgt also einer relativ strengen formalen Struktur. Auch sprachlich weist das Gedicht einige bemerkenswerte Eigenschaften auf. Es ist durchzogen von einer drastischen und bildhaften Sprache, die die Brutalität und das Unrecht des Zarismus grafisch darstellt. Zudem wird ein auffallend dunkler und ernster Ton verwendet, der die Schwere und Tragödie der geschilderten Zustände betont.

Insgesamt ist „Fluch dem Zarismus!“ ein scharfes, dunkles Gedicht, das die Horror des Zarismus aufgreift und seine unvermeidliche Zerstörung prophezeit. Es ist sowohl inhaltlich als auch in Form und Sprache ein starkes Statement gegen Unterdrückung und für die Hoffnung auf Freiheit.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Fluch dem Zarismus!“ des Autors Heinrich Kämpchen. Im Jahr 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1909. Erscheinungsort des Textes ist Bochum. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 164 Worte. Der Dichter Heinrich Kämpchen ist auch der Autor für Gedichte wie „Am Gemündener Maar“, „Am Grabe der Mutter“ und „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“. Zum Autor des Gedichtes „Fluch dem Zarismus!“ haben wir auf abi-pur.de weitere 165 Gedichte veröffentlicht.

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