Fink und Frosch von Wilhelm Busch

Auf leichten Schwingen frei und flink
Zum Lindenwipfel flog der Fink
Und sang an dieser hohen Stelle
Sein Morgenlied so glockenhelle.
 
Ein Frosch, ein dicker, der im Grase
Am Boden hockt, erhob die Nase,
Strich selbstgefällig seinen Bauch
Und denkt: Die Künste kann ich auch.
 
Alsbald am rauhen Stamm der Linde
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Begann er, wenn auch nicht geschwinde,
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Doch mit Erfolg, emporzusteigen,
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Bis er zuletzt von Zweig zu Zweigen,
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Wobei er freilich etwas keucht,
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Den höchsten Wipfelpunkt erreicht
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Und hier sein allerschönstes Quacken
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Ertönen läßt aus vollen Backen.
 
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Der Fink, dem dieser Wettgesang
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Nicht recht gefällt, entfloh und schwang
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Sich auf das steile Kirchendach.
 
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Wart, rief der Frosch, ich komme nach.
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Und richtig ist er fortgeflogen,
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Das heißt, nach unten hin im Bogen,
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So daß er schnell und ohne Säumen,
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Nach mehr als zwanzig Purzelbäumen,
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Zur Erde kam mit lautem Quack,
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Nicht ohne großes Unbehagen.
 
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Er fiel zum Glück auf seinen Magen,
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Den dicken weichen Futtersack,
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Sonst hätt er sicher sich verletzt.
 
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Heil ihm! Er hat es durchgesetzt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Fink und Frosch“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
167
Entstehungsjahr
nach 1848
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Fink und Frosch“ wurde von Wilhelm Busch verfasst, einem deutschen Dichter und Zeichner, der im 19. Jahrhundert lebte und wirkte. Aufgrund des Sprachgebrauchs und der Form von Busch's literarischen Werken kann das Gedicht dem Realismus zugeordnet werden.

Das Gedicht erzählt die humorvolle Geschichte eines Frosches, der einen singenden Finken in der Baumkrone beneidet und versucht, ihn nachzuahmen. Der Frosch klettert in den Baum hoch, beginnt zu quaken und verfolgt schließlich den Finken auf das steile Kirchendach, woraufhin er herunterfällt und am Boden „Purzelbäume“ schlägt. Allerdings hat der Frosch Glück und landet auf seinem dicken Bauch, sodass er nicht verletzt wird.

Auf inhaltlicher Ebene schildert das lyrische Ich das Streben des Frosches, mehr sein zu wollen als er eigentlich ist, nämlich selbst zu singen und sogar zu fliegen, ganz ähnlich der Fähigkeiten eines Finken. Es zeigt auf humorvolle Weise die Grenzen und die Realität dieses verschrobenen Ambitionen auf.

Formal besteht das Gedicht aus paarweise gereimten Versen, die in eine variable Anzahl von Strophen unterteilt sind. Busch verwendet hier eine einfache, alltägliche Sprache, die dem humorvollen und satirischen Ton seiner Geschichten entspricht. Die verwendeten Bilder und Vergleiche sind sehr plastisch und anschaulich, was die Leser in das Geschehen einbindet und Busch's Kritik an unrealistischen Ambitionen und Versnobung betont.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass „Fink und Frosch“ ein typisches Werk von Wilhelm Busch ist, der mit Humor und Scharfsinn die Eigenarten und Absurditäten des menschlichen Verhaltens aufzeigt. Mit dem Frosch, der sich wie ein Fink verhalten möchte, kritisiert Busch metaphorisch Menschen, die versuchen, mehr zu sein als sie sind, und dabei die Realität ihrer eigenen Grenzen ignorieren.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Fink und Frosch“ ist Wilhelm Busch. Geboren wurde Busch im Jahr 1832 in Wiedensahl. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1848 und 1908. Erscheinungsort des Textes ist Wiesbaden u. Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 167 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Weitere Werke des Dichters Wilhelm Busch sind „Abschied“, „Ach, ich fühl es! Keine Tugend“ und „Ach, wie geht’s dem Heilgen Vater“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Fink und Frosch“ weitere 208 Gedichte vor.

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