Fester Befehl von Theodor Fontane
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In Arkadien wurd’ auch ich geboren. |
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Auch ich habe mal auf Freiheit geschworen. |
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Ich haßte Schranzen und Fürstenschmeichler, |
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Glaubte beinah an Held und Eichler, |
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Und Herwegh, Karl Beck und Dingelsteten |
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Erhob ich zu meinen Leibpoeten. |
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„…Auf dem offnen Meere der Freiheit schwimmen … |
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Ein Volk muß immer sich selbst bestimmen, |
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Ein Volk geht immer die rechten Wege, |
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Nieder die Polizeigehege, |
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Nieder die possidentes beati –“ |
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So dacht’ auch ich. Oh, tempi passati! |
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Freiheit freilich. Aber zum Schlimmen |
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Führt der Masse sich selbst bestimmen, |
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Und das Klügste, das Beste, Bequemste, |
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Das auch freien Seelen weitaus Genehmste, |
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Heißt doch schließlich, ich hab’s nicht Hehl: |
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Festes Gesetz und fester Befehl. |
Details zum Gedicht „Fester Befehl“
Theodor Fontane
4
18
106
1895
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Fester Befehl“ stammt von Theodor Fontane, einem deutschen Schriftsteller und Dichter, der von 1819 bis 1898 lebte. Er gehört zur Epoche des Realismus, die Ende des 19. Jahrhunderts in den Fokus der Literatur rückte.
Auf den ersten Blick präsentiert sich das Gedicht als eine reflexive Auseinandersetzung des lyrischen Ichs mit politischen und sozialen Idealen. Inhaltlich geht es um die Entwicklung des lyrischen Ichs in Bezug auf dessen politische und soziale Ansichten, speziell in Bezug auf die Freiheit und den rechtmäßigen Weg eines Volkes.
Zu Beginn des Gedichts wird auf die geographische Metapher Arkadien Bezug genommen, ein Ort, der in der Literatur häufig als Idealbild für eine harmonische, unberührte Natur und somit auch für eine idyllische, freie Lebensweise steht. Das lyrische Ich betont, dass es in seiner Jugend an Freiheit und Selbstbestimmung des Volkes glaubte. Es distanziert sich von „Schranzen und Fürstenschmeichlern“ und verehrt Dichter, die für Freiheit und Unabhängigkeit eintreten („Held, Herwegh, Beck, Dingelsteten“). Diese gewonnene Identität stellt es jedoch in den folgenden Versen infrage. Es reflektiert negativ auf die Zeit der Freiheitssehnsucht zurück („Oh, tempi passati!“), verknüpft dies mit einer Skepsis gegenüber dem freien Willen der Massen und drückt stattdessen seinen Wunsch nach Gesetz und Ordnung aus („Festes Gesetz und fester Befehl“).
In Bezug auf die Form folgt das Gedicht keinem strikten Reim- oder Rhythmusmuster. Es weist unterschiedliche Strophenlängen auf (2, 4, 6 und 6 Verse), was auf eine freie Form hindeutet. Was die Sprache betrifft, so nutzt Fontane einen sehr klaren Stil, der durch Metaphern angereichert wird. Er verwendet auch Anspielungen auf historische Figuren (z.B. „Held, Herwegh, Beck, Dingelsteten“), um seine ehemalige Bewunderung für deren Ideale zu verdeutlichen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Theodor Fontanes „Fester Befehl“ einen interessanten Einblick in die politische und soziale Reifung des lyrischen Ichs bietet. Es präsentiert eine Reise von jugendlichem Idealismus zur realistischen Erkenntnis, die die Notwendigkeit von Gesetzen und Ordnung betont. Damit legt das Gedicht auch Zeugnis von Fontanes Fähigkeit ab, persönliche Gedanken und Reflexionen über die gesellschaftliche Situation seiner Zeit auszudrücken.
Weitere Informationen
Theodor Fontane ist der Autor des Gedichtes „Fester Befehl“. 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. Im Jahr 1895 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart und Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 106 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „Afrikareisender“, „Alles still!“ und „Am Jahrestag“. Zum Autor des Gedichtes „Fester Befehl“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.
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