Ferngruß von Bett zu Bett von Joachim Ringelnatz

Wie ich bei dir gelegen
Habe im Bett, weißt du es noch?
Weißt du noch, wie verwegen
Die Lust uns stand? Und wie es roch?
 
Und all die seidenen Kissen
Gehörten deinem Mann.
Doch uns schlug kein Gewissen.
Gott weiß, wie redlich untreu
Man sein kann.
 
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Weißt du noch, wie wir’s trieben,
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Was nie geschildert werden darf?
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Heiß, frei, besoffen, fromm und scharf.
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Weißt du, daß wir uns liebten?
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Und noch lieben?
 
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Man liebt nicht oft in solcher Weise.
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Wie fühlvoll hat dein spitzer Hund bewacht.
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Ja unser Glück war ganz und rasch und leise.
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Nun bist du fern.
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Gute Nacht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Ferngruß von Bett zu Bett“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
19
Anzahl Wörter
102
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ferngruß von Bett zu Bett“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, der von 1883 bis 1934 lebte. Ringelnatz gehört stilistisch zur literarischen Strömung der Neuen Sachlichkeit und ist bekannt für seine humorvollen, oft skurrilen Gedichte.

Auf den ersten Blick scheint es sich bei dem Gedicht um eine nostalgische Erinnerung an eine leidenschaftliche und freimütige Liebesbeziehung zu handeln. Die Wortwahl und das Thema legen nahe, dass diese Affäre außerehelich war, was zur damaligen Zeit nicht öffentlich diskutiert wurde.

Im Detail handelt das Gedicht von der leidenschaftlichen und rebellischen Liebesbeziehung des lyrischen Ichs zu einer verheirateten Frau. Das lyrische Ich erinnert sich an ihre Begegnungen und appelliert dabei an die gemeinsame Erinnerung, wobei die Frageform „Weißt du noch?“ regelmäßig wiederholt wird. Der Gedanke der Untreue zeigt sich in der Ausdrucksweise „redlich untreu“, was eine gewisse Ironie in sich trägt und klarmacht, dass das lyrische Ich diese Begegnung vollkommen akzeptiert hat und keinerlei Reue empfindet.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen, die jeweils vier bis fünf Verse haben. Der Reim ist unauffällig, teils assonierend und teils nicht existent. Die Sprache des Gedichts ist unmittelbar und direkter Natur, es wird nicht durch abstrakte Metaphern oder ausladende Bilder verkompliziert, so wie es typisch ist für Ringelnatz.

Insgesamt handelt es sich bei „Ferngruß von Bett zu Bett“ um eine liebevolle und gleichzeitig verwegen-lebenshungrige Erinnerung an eine besonders einschneidende Begegnung. Das lyrische Ich kommuniziert eine starke Verbundenheit zur Geliebten trotz der räumlichen Trennung, was im letzten Vers „Nun bist du fern. Gute Nacht.“ zum Ausdruck kommt. Es vermittelt das Bild einer leidenschaftlichen, unkonventionellen Liebe, die sich der gesellschaftlichen Normen widersetzt und in ihrer Verschwiegenheit und Verborgenheit eine ganz eigene Qualität hat.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ferngruß von Bett zu Bett“ des Autors Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1928 entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 102 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 19 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abermals in Zwickau“, „Abgesehen von der Profitlüge“ und „Abglanz“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ferngruß von Bett zu Bett“ weitere 560 Gedichte vor.

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