Fernes Licht von Otto Ernst
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Winkt ein stilles Licht aus weiter Ferne |
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Nächtlich her in meiner Stube Schatten, |
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Wenn des Tages flackernde Bewegung |
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Sich gestillt zu schweigendem Ermatten. |
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Ruhe winkt das Licht aus weiter Ferne. |
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Unser Leben, Tag um Tag genommen, |
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Ist ein töricht Fliehen vor der Ruhe |
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Und ein reuevolles Wiederkommen. |
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Jeden Abend aus der Qual des Strebens |
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Steig ich auf in diesen heil’gen Frieden. |
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Vor mir, hinter mir ein dunkles Schweigen, |
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Ich – wie von der Erde längst geschieden. |
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Hier nur fühl’ ich Brust und Arme wieder |
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Froh verlangend sich ins Weite dehnen, |
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Und zurück ins Herz mit starken Fluten |
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Kommt der Jugend heißes, reines Sehnen. |
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Niemand weiß es, wie ich hier gesunde, |
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Wenn durch schwarze, undurchdrung’ne Weiten |
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Sicher auf den feinen, weißen Strahlen |
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Unbeirrte, süße Träume gleiten. |
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Was ich dann, am Kreuz des Lebens hangend, |
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Schlimmes leide und noch Schlimm’res lerne – |
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Nächtlich her in meiner Seele Schatten |
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Winkt ein stilles Licht aus dunkler Ferne. – |
Details zum Gedicht „Fernes Licht“
Otto Ernst
6
24
154
1907
Moderne
Gedicht-Analyse
Das analysierte Gedicht trägt den Titel „Fernes Licht“ und stammt von dem deutschen Schriftsteller Otto Ernst, der von 1862 bis 1926 lebte. In Hinblick auf die Zeit kann es also der Epoche des Naturalismus oder der beginnenden Moderne zugeordnet werden.
Beim ersten Lesen des Gedichtes fällt eine ruhige, teils melancholisch anmutende Stimmung auf. Der Leser erhält das Bild eines Menschen in der Stille seiner vier Wände, der auf ein fernes Licht blickt und dabei tiefgründige Gedanken hegt.
Inhaltlich handelt das Gedicht prinzipiell von der Reflektion des lyrischen Ichs, betont durch das äußere Bild eines stillen, nächtlichen Lichts, das in den Schatten seines Zimmers fällt. Dieses Licht symbolisiert Ruhe und Frieden, die im Gegensatz zur Unruhe und Bewegung des Tages stehen. Trotzdem flüchtet das lyrische Ich im Alltag vor dieser Ruhe und kehrt dennoch immer wieder reuevoll zu ihr zurück. In den stillen Momenten des Abends steigt es aus dem Streben des Tages auf und genießt den Frieden, der ihm das Gefühl gibt, von der Welt geschieden zu sein. Es sind diese ruhigen, friedlichen Momenten, in denen das lyrische Ich wieder seine physische Präsenz und jugendliche Sehnsüchte spürt. Es bezieht aus diesen Momenten Heilung und Kraft, selbst wenn es im Alltag Härten durchmacht.
Formal besteht das Gedicht aus sechs vierzeiligen Strophen, was einen strengen Aufbau impliziert. Diese Struktur bildet einen Rahmen und unterstreicht so die innere Ruhe, die in den Versen thematisiert wird.
Sprachlich zeichnet sich das Gedicht durch eine umfassende Symbolik aus, welche die inneren Gefühle und Gedanken des lyrischen Ichs greifbar machen. Das ferne Licht, das Ruhe und Frieden repräsentiert, steht im Kontrast zum flackernden Tageslicht, welches die Bewegung und Hektik des Alltags symbolisiert. Durch den Gebrauch von Worten wie „schweigend“, „Ruhe“, „Qual“ und „Sehnen“ wird eine atmosphärische Stimmung evoziert, die mit Themen wie Nostalgie, Erneuerung, Sehnsucht und Leidenschaft verbunden ist.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Fernes Licht“ ist Otto Ernst. Der Autor Otto Ernst wurde 1862 in Ottensen bei Hamburg geboren. 1907 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 154 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere Werke des Dichters Otto Ernst sind „Allein im Dunkel“, „Alles ist ewig“ und „An einem leisen Bach“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Fernes Licht“ weitere 64 Gedichte vor.
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Zum Autor Otto Ernst sind auf abi-pur.de 64 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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