Ferne von Johann Wolfgang von Goethe

Königen, sagt man, gab die Natur vor andern Gebornen
Einen längeren Arm und eine stärkere Faust;
Doch auch mir Geringen verlieh sie das fürstliche Vorrecht,
Denn ich fasse von fern, halte dich, Lida, mir fest.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Ferne“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
4
Anzahl Wörter
35
Entstehungsjahr
1782
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Der Dichter des Gedichtes „Ferne“ ist Johann Wolfgang von Goethe, der zwischen 1749 und 1832 lebte. Damit lässt sich das Gedicht in die Epoche der Weimarer Klassik einordnen, welche von ca. 1770 bis 1830 andauerte, und in der Goethe eine zentrale Figur war.

Mein erster Eindruck vom Gedicht ist, dass es eine Art Liebeserklärung ist. Goethe verwendet eine gehobene Sprache und vergleicht in den ersten drei Versen seine Situation mit der von Königen, was dem Gedicht einen feierlichen Ton gibt.

Der Inhalt des Gedichtes ist relativ einfach: Das lyrische Ich erklärt, dass, obwohl es nicht von königlicher Geburt ist und daher nicht die körperliche Stärke eines Königs hat, es dennoch das Vorrecht hat, seine geliebte Lida aus der Ferne zu lieben und zu „halten“. Das lyrische Ich möchte also ausdrücken, dass die Liebe eine andere Art von Macht und Reichweite bietet, die von den körperlichen Fähigkeiten, die normalerweise mit Königen in Verbindung gebracht werden, unabhängig ist.

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe mit vier Versen. Es handelt sich um einen vierhebigen Jambus mit einem Kreuzreim, was typisch für die klassischen und romantischen Perioden ist, in denen Goethe schrieb. Die Sprache ist gehoben und poetisch, mit dem Gebrauch von Metaphern („längeren Arm“, „stärkere Faust“) um die Macht der Könige zu beschreiben, und die direkte Anrede an „Lida“ verleiht dem Gedicht eine persönliche und emotionale Note. Der Kontrast zwischen der physischen Macht der Könige und der emotionalen Macht der Liebe, die das lyrische Ich empfindet, wird durch die verwendete Sprache und die Metaphern, die in den beiden Teilen des Gedichts verwendet werden, thematisiert und verdeutlicht.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ferne“ des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Geboren wurde Goethe im Jahr 1749 in Frankfurt am Main. Das Gedicht ist im Jahr 1782 entstanden. Erschienen ist der Text in Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Epoche der Literatur, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Jugend- und Protestbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Die Autoren des Sturm und Drang waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, häufig unter 30 Jahre alt. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Schiller, Goethe und natürlich die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Zeitlich lässt sich die Weimarer Klassik mit Goethes Italienreise 1786 und mit Goethes Tod im Jahr 1832 eingrenzen. Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert beeinflusst. Die Aufklärung und die gefühlsbetonte Strömung Sturm und Drang. Die Weimarer Klassik ist eine Synthese dieser beiden Elemente. Wie der Name bereits verrät, liegen das literarische Zentrum und der Ausgangspunkt der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Zum Teil wird auch Jena als ein weiteres Zentrum dieser Literaturepoche angesehen. In Anlehnung an das antike Kunstideal wurde in der Klassik nach Harmonie, Vollkommenheit, Humanität und der Übereinstimmung von Form und Inhalt gesucht. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Klassik charakteristisch. Während man im Sturm und Drang die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Klassik auf eine reglementierte Sprache. Die bedeutendsten Schriftsteller der Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Andere bekannte Schriftsteller der Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden letztgenannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen produktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Goethe und Schiller.

Das 35 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 4 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe ist auch der Autor für Gedichte wie „An Annetten“, „An Belinden“ und „An Lida“. Zum Autor des Gedichtes „Ferne“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1618 Gedichte vor.

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