Felgeaufschwung von Joachim Ringelnatz

Die wir im Felgeaufschwung uns befinden,
Schwer wie das Eisen, das der Ristgriff faßt,
Und wurde uns der eigne Leib zur Last.
Und langsam sehen wir den Tag entschwinden.
 
Ein abgerissenes Sichvorwärtsschwingen –
Ein seelenloses Steigen über nichts. –
Von Leiden spricht das Zucken des Gesichts.
Nur in der Ferne tönt ein Vesperklingen.
 
Nun sinkt das Haupt herab, und wie zum Schwören
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Hebt sich der Füße zages Doppelspiel.
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Und abermals erlahmt die Kraft am Ziel,
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Um wieder sich von neuem zu betören.
 
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Und werden doch den toten • überwinden,
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Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist weich,
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Sitzwellend einst, dem Wellensittich gleich,
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So werden wir uns droben wiederfinden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Felgeaufschwung“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
106
Entstehungsjahr
1923
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Felgeaufschwung“ wurde von Joachim Ringelnatz geschrieben, der von 1883 bis 1934 lebte. Dies erlaubt eine zeitliche Einordnung in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, wobei Ringelnatz insbesondere der literarischen Epoche der Weimarer Republik zugeordnet wird.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht Schwerfälligkeit und Erschöpfung, aber auch Durchhaltevermögen zu thematisieren. Es lässt sich hier eine Metapher für das harte Leben und dessen Schwierigkeiten erkennen.

Inhaltlich geht es um das lyrische Ich, das sich in einer anstrengenden Tätigkeit – symbolisch dargestellt durch den Felgeaufschwung, ein Element aus dem Gerätturnen – befindet. Es empfindet seinen eigenen Körper als Last, seine Bewegung wird als zielloses und seelenloses Emporsteigen beschrieben. Die Anstrengung ist so groß, dass sein Gesicht von Leiden gezeichnet ist. Dennoch gibt es nicht auf, sondern versucht es immer wieder, auch wenn seine Kraft nachlässt.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen zu je vier Versen, es weist somit eine sehr klassische, geordnete Struktur und Form auf. Die Sprache ist eher komplex und metaphorisch. Durch die Nutzung von Worten wie „Felgeaufschwung“, „Langsam“, „Vesperklingen“, „abgerissenes Sichvorwärtsschwingen“, „erblassen“, spricht das Ringelnatz gezielt Gefühle von Erschöpfung, Anstrengung und Schmerz an.

So gesehen ist „Felgeaufschwung“ möglicherweise eine Metapher für das harte Leben voller Herausforderungen, dennoch druckt es auch eine gewisse Hoffnung oder Aufschwung aus, durch den Einsatz von Begriffen wie „wiederfinden“, „überwinden“. Es zeigt, dass trotz der Schwierigkeiten und Anstrengungen es wichtig ist, nicht aufzugeben und weiterzumachen. Das lyrische Ich zeigt am Ende seinen unbeugsamen Willen und seinen Glauben an ein Wiederfinden oder Überwinden des momentanen Leidens.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Felgeaufschwung“. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1923 zurück. Der Erscheinungsort ist München. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 106 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Alone“, „Alte Winkelmauer“ und „Alter Mann spricht junges Mädchen an“. Zum Autor des Gedichtes „Felgeaufschwung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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