Feierabendklänge eines einhändigen Metalldrehers an seine Frau mit preisgekrönten Beinen von Joachim Ringelnatz

Ich hätte dem Hinz ein Ohr abgebissen?!
Wie kann der Oswald das wissen,
Dieser Speichellecker!
Der war doch damals mit die Dachdecker
Bei Wasmann in Akkord.
 
Hermine! Ehrenwort!
Ich habe den Hinz nur rausgeschmissen,
Weil er gesagt hat: du hättest die Konkurrenz beschummelt,
Und ich habe ihm das verbeten
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Und nur ganz leise in den Rücken getreten.
 
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Mir ist doch Wurscht, ob ihr zusammen poussiert
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Und in die Wirtshäuser lauft.
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Ich will nur nicht, daß ihr das Geld versauft,
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Wo eigentlich mir zugebührt.
 
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Hinz und Hillbrecht haben die Dreikantfeile und den Vorschlaghammer an Meßmer verkauft
 
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Und mich haben sie ausgeschmiert.
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Hinz ist überhaupt gar nicht organisiert.
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Und der soll mich bloß nicht reizen,
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Und deswegen könntest du immerhin die Stube heizen.
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Denn wenn wir auch arm sein – –
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Ich habe nur eine Hand, aber wehe, wenn sie sich ballt.
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Vor den Feuern ist’s heiß und der Heimweg ist kalt.
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Und wenn man nach Hause kommt, soll es dann wenigstens warm sein.
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Aber ihr treibt alle Schwindel und Betrug.
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Und der Oswald ist ebenso schlecht,
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Und Hinz hat an einem Ohr noch übergenug.
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Und ich poche auf mein ehrliches Recht
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Und lasse mich nicht von denen verkohlen.
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– Schweine sind’s! –
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Und den Hammer und die Feile haben nicht Hillbrecht und Hinz,
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Den habe ich ganz alleine gestohlen!!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (28.3 KB)

Details zum Gedicht „Feierabendklänge eines einhändigen Metalldrehers an seine Frau mit preisgekrönten Beinen“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
31
Anzahl Wörter
216
Entstehungsjahr
1924
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Feierabendklänge eines einhändigen Metalldrehers an seine Frau mit preisgekrönten Beinen“ stammt von dem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten Joachim Ringelnatz, der zwischen 1883 und 1934 lebte. Ringelnatz ist bekannt für seine humoristischen und satirischen Werke, die oft die menschliche Natur und die Absurditäten des Alltagslebens hervorheben. Dieses Gedicht ist Teil seiner größeren Arbeit und urbanen Poesie.

Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht als eine direkte und verärgerte Rede des lyrischen Ichs, vermutlich einem Arbeiter, an seine Frau. Dabei enthält es Anklagen und Verteidigungen, die von Ehrlichkeit, Betrug, Arbeit und sozialen Beziehungen handeln.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um einen Arbeiter, der seiner Frau gegenüber sein Verhalten und seine bisherigen Handlungen erklärt und rechtfertigt. Er ist aufgebracht über Gerüchte und Verleumdungen innerhalb seiner Arbeitsumgebung und sieht sich als ein hart arbeitender und ehrlicher Mann, der von seinen Kollegen betrogen und missachtet wird. Dabei bemerkt er zynisch, dass er trotz seiner Härte nur eine Hand hat, und spielt auf die Unberechenbarkeit und Gefahr an, die er repräsentieren könnte.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit unterschiedlichen Anzahlen von Versen, allerdings ohne ein festes Reimschema oder metrisches Muster. Es zeichnet sich durch seine direkte und alltagssprachliche Ausdrucksweise aus. Das Verbale und der Soziolekt des lyrischen Ichs sorgen für Authentizität und Lebendigkeit und ein Gefühl für die soziale und arbeitsrechtliche Situation, in der es sich befindet.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und direkte Umgangssprache, mit einer gewissen Rauheit und Direktheit, die zu dem harten, arbeitenden Charakter des lyrischen Ich passt. Es sind viele Dialogelemente und konkrete Nennungen von Peinigern vorhanden. Dieses Gedicht von Ringelnatz kann als eine Kritik an der sozialen Ungleichheit und den Zwängen der damaligen Arbeitswelt, insbesondere im Arbeitermilieu gesehen werden.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Feierabendklänge eines einhändigen Metalldrehers an seine Frau mit preisgekrönten Beinen“. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Im Jahr 1924 ist das Gedicht entstanden. München ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 31 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 216 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abschied von Renée“, „Abschiedsworte an Pellka“ und „Afrikanisches Duell“. Zum Autor des Gedichtes „Feierabendklänge eines einhändigen Metalldrehers an seine Frau mit preisgekrönten Beinen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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