Fang sie! von Maria Janitschek
1 |
Auf dem Wipfel eines Waldbaums |
2 |
Saß meine Jugend |
3 |
Und rief: Fang mich, fang mich! |
|
|
4 |
Und ich kletterte und strebte |
5 |
Sie zu erhaschen, |
6 |
Doch lächelnd schwang sie sich |
7 |
Höher und höher. – – – |
|
|
8 |
Von der rosenroten Zinne |
9 |
Eines schwebenden Wölkleins |
10 |
Winkte sie nieder: |
11 |
Fang mich, fang mich! |
|
|
12 |
Und ich stieg auf einen Berg, |
13 |
Wo die Wolken wohnen, |
14 |
Sie zu haschen. |
|
|
15 |
Doch höher und höher |
16 |
Schwang sie sich. |
17 |
Aus dem tiefgold’nen Glanz |
18 |
Des Morgensterns |
19 |
Sah ich ihr Antlitz |
20 |
Winkend sich neigen: |
21 |
Fang mich, fang mich! |
|
|
22 |
Auf denn, |
23 |
Auf zu den Sternen! – – – |
24 |
– – – – – – – – – |
Details zum Gedicht „Fang sie!“
Maria Janitschek
6
24
88
1892
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Fang sie!“ wurde von Maria Janitschek verfasst. Sie lebte von 1859 bis 1927 und war somit zeitlich in der Epoche des Fin de Siècle, oder auch der Jahrhundertwende, anzusiedeln.
Auf den ersten Blick entsteht der Eindruck eines fröhlichen und spielerischen Gedichtes, welches in der Natur und im Außen spielt. Das lyrische Ich strebt danach, seine Jugend, die sich stets weiter entfernt, einzufangen.
Inhaltlich werden verschiedene Bilder und Metaphern verwendet, um die Vergänglichkeit und gleichzeitig die Unschuld und Heiterkeit der Jugend darzustellen - symbolisiert durch das zwar greifbare, aber immer unerreichbare Ziel des lyrischen Ichs. Es versucht, seine Jugend in verschiedenen Höhen einzufangen: auf einem Baum, einer Wolke und sogar einem Stern, wobei die Jugend sich immer weiter entfernt, aber zugleich auch weiter lockt.
Die Form und Sprache des Gedichts unterstützen diese Thematik: Die stetige Wiederholung des Ausrufs „Fang mich, fang mich!“, stellt eine Art Spiel dar und unterstreicht den leichten und spielerischen Charakter der Jugend. Gleichzeitig verdeutlicht die stetig steigende Höhe, auf die das lyrische Ich klettert, um seine Jugend einzufangen, die metaphorische Distanz, die im Prozess des Älterwerdens entsteht.
Die Sprache ist dabei zugleich einfach und bildhaft. Metaphern wie der „rosenroten Zinne“, „schwebenden Wölkchen“ oder des „tiefgold'nen Glanzes“ erzeugen atmosphärische und ästhetische Bilder und erwecken die Natur zum Leben. Gleichzeitig unterstreichen sie die Unschuld, Leichtigkeit und Ungebundenheit der Jugend - Eigenschaften, die mit dem Älterwerden oft verloren gehen.
Zusammengefasst handelt das Gedicht von der Vergänglichkeit der Jugend und dem Wunsch, diese festhalten zu können. Die Natur und vor allem die stets steigende Höhe sind dabei zentrale Bildträger, die die Unfassbarkeit und Flüchtigkeit der Jugend symbolisieren.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Fang sie!“ der Autorin Maria Janitschek. 1859 wurde Janitschek in Mödling bei Wien geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1892 zurück. Der Erscheinungsort ist München. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Naturalismus oder Moderne zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 88 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Die Gedichte „Triumph“, „Gomorra“ und „Mädchenfrage“ sind weitere Werke der Autorin Maria Janitschek. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Fang sie!“ keine weiteren Gedichte vor.
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?
Weitere Gedichte des Autors Maria Janitschek (Infos zum Autor)
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt