Ewige Freude der Außerwehlten von Andreas Gryphius

O! wo bin ich! O was seh’ ich / wach ich! treummt mir? wie wird mir?
JEsu! welcher Wollust Meer / überschwemmt mein frölich Hertz /
Welt Ade! glück zu mein Trost! gutte Nacht Tod Angst vnd Schmertz /
Ich find alles: alles lern ich! alles schau’ ich HERR in dir /
Ich zuschmeltz in lauter Wonne! JEsu: JEsu. Meine Zier!
O wie herrlich ists hier seyn! Erde deine Freud ist Schertz!
JEsu! ewig-gläntzend Licht! (tunckel ist der Sonnen Kertz /)
Ach! wie funckeln deine Schaaren! Sternen fliht! hier schimmern wir.
Ihr / die ihr Glutt vnd Schwerd verlacht! ob schon eur Leib würd Staub vnd Aschen /
10 
Ihr / die ihr euer reines Kleid habt in dem Blutt deß Lambs gewaschen /
11 
Rufft Halleluja! Halleluja! Freud vnd Leben!
12 
Dir dreymal einig Ewigkeit; die alles in allen allmächtig regieret:
13 
Sey vnaußsprechlich Lob vnd Ruhm / vnd Ehre die dir nur alleine gebühret.
14 
Dir / die sich ewig / (Halleluja!) vns wil geben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Ewige Freude der Außerwehlten“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
149
Entstehungsjahr
1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Ewige Freude der Außerwehlten“ ist von Andreas Gryphius, einem bedeutenden Schriftsteller des Barock. Gryphius lebte vom 2. Oktober 1616 bis zum 16. Juli 1664, daher lässt sich das Gedicht zeitlich in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts einordnen.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht stark religiös geprägt ist. Der lyrische Sprecher scheint sich in einem Zustand tiefer Verzückung und Glückseligkeit zu befinden. Es ist eine Art mystisch-religiöse Erfahrung, die sich in starken, emotional geladenen Bildern ausdrückt.

Im Hinblick auf den Inhalt lässt sich feststellen, dass das lyrische Ich eine Art Offenbarung erlebt. Es scheint, als ob es sich plötzlich in der Gegenwart Gottes oder vielleicht im Himmel selbst wiederfindet – einen Ort, der jenseits aller irdischen Freuden und Leiden liegt. Intensive Freuden- und Glücksgefühle erfüllen das lyrische Ich („JEsu! welcher Wollust Meer / überschwemmt mein frölich Hertz“). Es sagt der Welt adé und verabschiedet sich von Tod, Angst und Schmerz. Es fühlt sich erfüllt und angekommen in der göttlichen Gegenwart. Dabei wird Jesus Christus als ewig-glänzendes Licht und als Fokus dieser Freude und Erleuchtung gesehen.

Formal handelt es sich bei dem Gedicht um einen vierzehnzeiligen Sonett mit einem strengen Reimschema (abab-cdcd-efef-ghgh). Die Sprache ist älter und der Ausdruck teils sehr pathetisch und emotional.

Es wird deutlich, dass das Gedicht eine tiefe, persönliche Religiosität ausdrückt. Anhand der starken Bilder und Metaphern und der emotionalen Ausdrücklichkeit lässt sich vermuten, dass das lyrische Ich eine Art Gotteserfahrung macht, die jenseits aller irdischen Erfahrungen liegt. Es ist eine sehr persönliche, emotionale und zugleich sehr universelle Erfahrung – eine Begegnung mit dem Göttlichen, dem Ewigen, dem Unendlichen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Ewige Freude der Außerwehlten“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Andreas Gryphius. Im Jahr 1616 wurde Gryphius in Glogau geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1658 entstanden. Erschienen ist der Text in Breßlau. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Bei dem Schriftsteller Gryphius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die deutsche Literaturepoche des Barock folgt auf die Epoche des Humanismus und der Renaissance. Sie umfasst den Zeitraum von etwa 1600 bis 1720. Der Begriff leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Der Begriff stammt aus der Juweliersprache und bedeutet „schiefrunde, seltsam geformte Perle“. Die Zeit des Barocks wurde durch den Dreißigjährigen Krieg stark beeinflusst – Hunger, Seuchen, Vergewaltigung und Tod sorgten für großes Elend bei der Bevölkerung in Europa. So dezimierte sich die Bevölkerung im Deutschen Reich von ca. 28 Millionen im Jahr 1615 auf 11 Millionen Menschen am Ende des Krieges im Jahr 1648. Die Literatur des Barocks ist geprägt von der Antithetik. Das bedeutet, die Menschen der damaligen Zeit nahmen ihre Welt als gegensätzlich und widersprüchlich war. Das Leben der einfachen Bevölkerung war von Armut geprägt. An den Fürstenhöfen herrschten jedoch Luxus und Verschwendung. In der vorhergehenden Epoche der Renaissance waren noch viele Werke in lateinischer Sprache geschrieben worden. Im Barock begann jedoch die Zeit der deutschsprachigen Literatur. Zu den Lyrikern des Barocks zählen beispielsweise: Martin Opitz, Casper von Lohenstein, Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Caspar Ziegler, Paul Fleming, Angelus Silesius und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau.

Das vorliegende Gedicht umfasst 149 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Andreas Gryphius ist auch der Autor für Gedichte wie „An Gott den Heiligen Geist“, „An Gott den Heiligen Geist“ und „An H. Christoph von Dihr“. Zum Autor des Gedichtes „Ewige Freude der Außerwehlten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 463 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Andreas Gryphius

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Andreas Gryphius und seinem Gedicht „Ewige Freude der Außerwehlten“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Andreas Gryphius (Infos zum Autor)

Zum Autor Andreas Gryphius sind auf abi-pur.de 463 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.