Es muß, wer liebt, den Wunsch im Herzen hegen von Cino da Pistoia

Es muß, wer liebt, den Wunsch im Herzen hegen,
Daß er davon die Fraue unterrichte,
Und in dem gegenwärt’gen Traumgesichte
Wollt’ Minne solches dir vor Augen legen.
 
Der Fraue bracht’ er drum als Speis’ entgegen
Dein flammend Herz, daß sie sie dir verpflichte,
Die lang mit schmerzlos-ruh’gem Angesichte,
Von Schleiern eingehüllt, im Schlaf gelegen.
 
Froh schien sie, als sie kam, und voll Behagen
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Und ließ der Herzen zwei in eins sich schließen,
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Zu geben dir, was du begehrtest innen;
 
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Und weil erkannt sie das verliebte Zagen
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In ihrem Herzen, sahst du sie vergießen
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Die Tränen, als sie weinend ging von hinnen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Es muß, wer liebt, den Wunsch im Herzen hegen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
103
Entstehungsjahr
nach 1286
Epoche
Spätmittelalter

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist von Cino da Pistoia, einem italienischen Dichter des 13. bzw. 14. Jahrhunderts. Es lässt sich daher der Epoche des Mittelalters bzw. der frühen Renaissance zuordnen.

Auf den ersten Blick erzeugt das Gedicht den Eindruck einer romantischen und gefühlvollen Begegnung, bedingt durch eine leidenschaftliche und zugleich melancholische Stimmung.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht den Prozess des Verliebens und Liebens. Es beginnt mit der Aussage, dass jeder, der liebt, den Wunsch hat, dies der Geliebten (die Fraue) mitzuteilen. Das lyrische Ich postuliert diesen Wunsch und drückt aus, dass Liebe deutlich und offen gezeigt werden sollte. Im weiteren Verlauf beschreibt es eine symbolische Situation, in der das Herz dem Geliebten als Zeichen der Zuneigung und Liebe angeboten wird. Die Geliebte ist zunächst unbeteiligt und scheint nicht zu reagieren, was das Herz des lyrischen Ich mit Schmerz erfüllt. Doch im dritten Strophenabschnitt verändert sich die Situation: Die Geliebte zeigt Freude und Zustimmung, indem sie die beiden Herzen in eins verschmelzen lässt, was für Erlösung und Erfüllung des Wunsches des lyrischen Ich steht. Dem gegenüber steht die letzte Strophe in der die Geliebte weinend geht, was auch auf eine abgelehnte oder endende Liebe hindeuten könnte.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen, die jeweils aus 4 bzw. 3 Versen bestehen. Die Sprache ist gehoben und romantisch. Es werden zahlreiche metaphorische Bilder verwendet, die die innere Welt des lyrischen Ich verdeutlichen. Auch der wiederholte Anruf an die Minne (mittelhochdeutsch für Liebe) verortet das Gedicht in der höfisch-ritterlichen Liebeslyrik des Mittelalters. Außerdem sind viele Emotionen im Gedicht integriert, die Liebe, Leidenschaft, Hoffnung, aber auch Verzweiflung und Sehnsucht vermitteln.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Cino da Pistoia in diesem Gedicht das komplexe und oftmals schmerzvolle, aber auch erfüllende Erleben der Liebe thematisiert. Es veranschaulicht den Prozess des Verliebens und Liebens, in dem das lyrische Ich seine tiefsten Gefühle offenbart und diese offen an die Geliebte richtet.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Es muß, wer liebt, den Wunsch im Herzen hegen“ von Cino da Pistoia. Pistoia wurde im Jahr 1270 in Pistoia geboren. Im Zeitraum zwischen 1286 und 1336 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Gustav Grosser Verlag, Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Spätmittelalter zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 103 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Cino da Pistoia ist auch der Autor für Gedichte wie „Nicht hör’ ich, Dante, irgendwo erklingen“ und „O Dante, seit aus meinem Vaterland“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Es muß, wer liebt, den Wunsch im Herzen hegen“ keine weiteren Gedichte vor.

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