An Julius Zeyer von Rainer Maria Rilke

Du bist ein Meister; – früher oder später
spannt sich dein Volk in deinen Siegeswagen;
du preisest seine Art und seine Sagen, –
aus deinen Liedern weht der Heimat Äther.
 
Dein Volk tut recht, – nicht, voll von wahngeblähter
Vergangenheit, die Hand im Schooß zu tragen,
es kämpft noch heut und muß sich tüchtig schlagen,
stolz auf sich selbst und stolz auf seine Väter.
 
Es hat dein Volk sich seine Ideale
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noch nicht versetzen lassen zu den Sternen,
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die unerreichbar sind und Sehnsucht glasten;
 
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du aber mahnst, ein echter Orientale,
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es möge in dem Ringen nicht verlernen
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auch im Alhambrahof die Kunst zu rasten.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „An Julius Zeyer“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist ein Werk des berühmten Autors Rainer Maria Rilke, der in der Zeit der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert lebte und wirkte.

Bei einem ersten Eindruck fällt auf, dass Rilkes Gedicht an Julius Zeyer adressiert ist, einem tschechischen Autor. Selbsterkenntnis und Stolz auf das eigene Erbe scheinen hierbei große Themen zu sein.

In inhaltlicher Betrachtung begrüßt das lyrische Ich im Gedicht Julius Zeyer als Meister und feiert ihn sowie sein Heimatvolk. Das Volk wird als stolz und kampfeslustig dargestellt, ein Volk, das nicht stillsteht, sondern seine Geschichte und Gegenwart wurdig trägt. Das lyrische Ich betont die Wichtigkeit, die eigenen Ideale und Werte hochzuhalten und nicht zu idealistischen und unerreichbaren Zielen aufzuschauen, wohl als Ermahnung vor einem möglichen Verlust der eigenen Identität. Zeyer wird aufgefordert, sein Volk daran zu erinnern sich trotz des Ringes und Kampfes Auszeiten zu nehmen und Ruhepausen zu genießen, wie z.B. im Alhambrahof.

Bezüglich der Form und Sprache ist zu bemerken, dass das Gedicht in vier Strophen eingeteilt ist, die ersten beiden umfassen jeweils vier Verse, die beiden letzten je drei Verse. Die Sprache ist bildlich und metaphorisch, typisch für Rilkes Stil. Es werden Antikenreim und Paarreim als Reimschema genutzt. Die Anrede und direkte Ansprache Zeyers zeigt die persönliche Verbindung, die das lyrische Ich zu ihm fühlt. Durch die Betonung des Volkstolzes und der Wichtigkeit der eigenen Geschichte wird das von Rilke oft behandelte Thema der Identität und Herkunft aufgegriffen.

Insgesamt kann gesagt werden, das Rilkes Gedicht „An Julius Zeyer“ eine Hymne auf das tschechische Volk und eine Wertschätzung für den Dichter Julius Zeyer ist, der dieses mit seiner Kunst repräsentiert, während gleichzeitig das Volk dazu ermahnt wird, seine eigenen Werte nicht zu vergessen und auch Ruhepausen in Zeiten von Anstrengungen zu finden.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An Julius Zeyer“ des Autors Rainer Maria Rilke. Rilke wurde im Jahr 1875 in Prag geboren. In der Zeit von 1891 bis 1926 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Frankfurt am Main. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Der Schriftsteller Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 101 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend in Skaane“, „Absaloms Abfall“ und „Adam“. Zum Autor des Gedichtes „An Julius Zeyer“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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