Zum neuen Jahr von Johann Wolfgang von Goethe

Zwischen dem Alten,
Zwischen dem Neuen
Hier uns zu freuen,
Schenkt uns das Glück,
Und das Vergangne
Heißt mit Vertrauen
Vorwärts zu schauen,
Schauen zurück.
 
Stunden der Plage,
10 
Leider, sie scheiden
11 
Treue von Leiden,
12 
Liebe von Lust;
13 
Bessere Tage
14 
Sammlen uns wieder,
15 
Heitere Lieder
16 
Stärken die Brust.
 
17 
Leiden und Freuden,
18 
Jener verschwundnen,
19 
Sind die Verbundnen
20 
Fröhlich gedenk.
21 
O des Geschickes
22 
Seltsamer Windung!
23 
Alte Verbindung,
24 
Neues Geschenk!
 
25 
Dankt es dem regen,
26 
Wogenden Glücke,
27 
Dankt dem Geschicke
28 
Männiglich Gut,
29 
Freut euch des Wechsels
30 
Heiterer Triebe,
31 
Offener Liebe,
32 
Heimlicher Glut!
 
33 
Andere schauen
34 
Deckende Falten
35 
Über dem Alten
36 
Traurig und scheu;
37 
Aber uns leuchtet
38 
Freundliche Treue;
39 
Sehet, das Neue
40 
Findet uns neu.
 
41 
So wie im Tanze
42 
Bald sich verschwindet,
43 
Wieder sich findet
44 
Liebendes Paar;
45 
So durch des Lebens
46 
Wirrende Beugung
47 
Führe die Neigung
48 
Uns in das Jahr.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Zum neuen Jahr“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
133
Entstehungsjahr
1749 - 1832
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Zum neuen Jahr“ ist Johann Wolfgang von Goethe. Der Autor Johann Wolfgang von Goethe wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren. In der Zeit von 1765 bis 1832 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Epochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren zwischen 1765 und 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Die Literaturepoche des Sturm und Drang war eine Protestbewegung, die aus der Aufklärung hervorging. Der Protest richtete sich dabei gegen den Adel und dessen höfische Welt, sowie andere absolutistische Obrigkeiten. Er richtete sich darüber hinaus auch gegen das Bürgertum, das als freudlos und eng galt, und dessen Moralvorstellungen veraltet waren. Als Letztes richtete sich der Protest des Sturm und Drang gegen Traditionen in der Literatur. Bei den Autoren handelte es sich meist um junge Schriftsteller. Meist waren die Vertreter unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Goethe, Schiller und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Die Weimarer Klassik war geprägt durch die Französische Revolution mit ihren Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Der Kampf um eine Verfassung, die revolutionäre Diktatur unter Robespierre und der darauffolgende Bonapartismus führten zu den Grundstrukturen des 19. Jahrhundert (Nationalismus, Liberalismus und Imperialismus). Die Weimarer Klassik lässt sich zeitlich mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und mit Goethes Tod 1832 eingrenzen. Das Zentrum der Weimarer Klassik lag in Weimar. Häufig wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Die Weimarer Klassik geht von einer Erziehbarkeit des Individuums zum Guten aus. Ihr Ziel ist die Humanität, die wahre Menschlichkeit (das Schöne, Gute, Wahre). Die Autoren der Weimarer Klassik gingen davon aus, dass Gott den Menschen Gefühle und Vernunft gibt und die Menschen damit dem Leben einen Sinn geben. Das Individuum ist also von höheren Mächten abhängig. In der Klassik wird eine einheitliche, geordnete Sprache verwendet. Kurze, allgemeingültige Aussagen (Sentenzen) sind häufig in Werken der Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, setzte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich oftmals an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Die bedeutendsten Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Weitere Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden zuletzt genannten arbeiteten jeweils für sich. Einen konstruktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Goethe und Schiller.

Das 133 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Johann Wolfgang von Goethe ist auch der Autor für Gedichte wie „Alexis und Dora“, „Am 1. October 1797“ und „Amytnas“. Zum Autor des Gedichtes „Zum neuen Jahr“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1617 Gedichte veröffentlicht.

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