Erstes Fragment von Carl Streckfuß

Wie am Abendhimmel die goldenen Wolken dahinfliehn,
Wie des Zephyrus Hauch lispelt im zitternden Busch,
Wie die Saaten sich beugen und heben, wie freundliche Blumen
Steigen, vom Lenze gelockt, aus dem belebten Gefild,
Wie sich die Holde bewegt, mit leichtem freundlichem Anstand,
So ertöne, Gesang, lieblich ertöne von ihr.
Ihr allein nur gefalle, wie du ihr einzig geweiht bist,
Wie dich ihr schmeichelnder Laut rief aus der liebenden Brust.
Singe der Liebe Beginnen, das zarte, schüchterne Schmachten,
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Das mir, wie Rieseln des Quells, füllte mit Wohllaut das Herz,
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Singe, wie nach und nach zum mächtigen Strome sie anwuchs,
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Der das fühlende Herz selber dem Fremden bewegt,
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Wie er mich Glücklichen nun auf seinen Fluthen dahin trägt,
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Die bald spiegelhell schlummern im bunten Gefild,
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Bald sich tosend ergießen, am Felsenriffe sich brechend —
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Wie sich des Schaumes Getös wieder in Ruhe verliert.
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Nimmer vermindert sich der Wellen Reichthum — am fernen
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Ufer nimmt ihn einst auf das unendliche Meer.
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Keine Freude vergiß, die mir Cytheräus gesendet,
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Keine, denn alles ist groß, was uns die Götter verliehn.
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Athme der Wonne Gefühl, und flöß’ es jeglicher Brust ein,
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Doch sie fühlet allein, wie sie den Sänger beglückt.
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In uns glühet die Sonne, der Iris Bogen erscheint nur
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Auf der düsteren Brust, die nicht die Liebe entwölkt;
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Bald verschwinden die Farben, die wunderbaren, doch ewig
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Wandelt in himmlischer Pracht Phöbus, der hehre, daher.
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In dir lodere hoch des Genius heilige Flamme —
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Heilig sey sie, und stets sey ihr das Höchste verhüllt.
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Immer das Lieblichste wird von waltendem Dunkel verborgen,
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Philomela’s Lied tönet aus schattigem Busch,
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Süßes Lispeln des Quells entgleitet dem Dunkel des Felsen,
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Und das Taubenpaar girret im Laube versteckt.
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So in ambrosische Nacht verhülle der Liebe Geheimniß,
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Daß es, verborgen dem Sinn, sey nur vom Herzen belauscht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Erstes Fragment“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
34
Anzahl Wörter
294
Entstehungsjahr
1804
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Erstes Fragment“ wurde von dem Dichter Carl Streckfuß verfasst, der von 1778 bis 1844 lebte. Er gehört zur Epoche der Romantik, einer literarischen Bewegung, die emotional intensive Naturbeschreibungen und die Erforschung von Gefühlen und Intuitionen gegenüber der rationalen Weltanschauung betont.

Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck eines gefühlvoll und lyrisch beschriebenen Naturbildes, das metaphorisch die menschliche Erfahrung von Liebe und Leidenschaft darstellt. Der Sprecher beschreibt seine Gefühle und Empfindungen intensiv und nutzt dabei elementare und naturbezogene Bilder.

Das Gedicht handelt von der Liebe des lyrischen Ichs und dessen Versuch, sie in Worte zu fassen. Die Liebe wird als Naturgewalt dargestellt, die ständig fließt und wächst wie ein Fluss. Das lyrische Ich spiegelt die großen Emotionen und die Freude, die durch diese Liebe hervorgerufen werden. Gleichzeitig betont es, dass Liebe nicht rational erklärt werden kann, sondern nur vom Herzen verstanden werden kann.

Form und Sprache des Gedichts sind stark von den Konventionen der Romantik beeinflusst. Carl Streckfuß nutzt elegante und ausdrucksstarke Bilder und Vergleiche, oft im Zusammenhang mit der Natur, um die Empfindungen des lyrischen Ichs zu vermitteln. Das Gedicht besteht aus einer einzigen Strophe mit 34 Versen und folgt keinem festen Reimschema. Die Sprache ist elaboriert und bildhaft und erfordert oft eine tiefere Interpretation. Der plastische und metaphernreiche Sprachstil unterstreicht die subjektive und emotionale Perspektive des lyrischen Ichs.

Zusammenfassend spiegelt „Erstes Fragment“ in Romantik-typischer Manier die tiefen Gefühle und Gedanken des lyrischen Ichs, besonders in Bezug auf die Liebe, wider. Es verdeutlicht, dass Liebe eine mächtige und oft unerklärliche Kraft ist, die tiefe Emotionen und Freude hervorruft. Das Gedicht nutzt metaphorische Naturbilder, um diese Erfahrung zu verdeutlichen und zu betonen, dass Liebe ein Erlebnis ist, das nur vom Herzen wirklich verstanden und geschätzt werden kann.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Erstes Fragment“ des Autors Carl Streckfuß. Der Autor Carl Streckfuß wurde 1778 in Gera geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1804. Der Erscheinungsort ist Wien. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik oder Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 294 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 34 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „An die Kronprinzessin von Preußen“, „Auf der Reise“ und „Beruf“ sind weitere Werke des Autors Carl Streckfuß. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Erstes Fragment“ weitere 50 Gedichte vor.

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