Erster Verlust von Johann Wolfgang von Goethe
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Ach! wer bringt die schönen Tage, |
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Jene Tage der ersten Liebe, |
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Ach! wer bringt nur Eine Stunde |
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Jener holden Zeit zurück! |
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Einsam nähr’ ich meine Wunde, |
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Und mit stets erneuter Klage |
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Traur’ ich um’s verlorne Glück. |
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Ach! wer bringt die schönen Tage, |
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Jene holde Zeit zurück! |
Details zum Gedicht „Erster Verlust“
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1788
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Erster Verlust“ wurde von dem berühmten deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe verfasst. Es handelt sich dabei um ein Werk, das im Kontext der Epoche der Weimarer Klassik entstanden ist, einem Zeitraum von etwa 1794 bis 1805.
Bei einer ersten Betrachtung entsteht der Eindruck, dass das Gedicht von Sehnsucht und Verlust geprägt ist. Das lyrische Ich beklagt den Verlust seiner ersten Liebe und sehnt sich nach den glücklichen Tagen der Vergangenheit zurück, die es nun nicht mehr erleben kann.
Im Gedicht beklagt das lyrische Ich den Verlust seiner ersten Liebe. Es fühlt sich einsam und wird permanent an sein verlorenes Glück erinnert. Mit seinem Herzensschmerz ist es allein und es drückt eine unendliche Trauer und Verzweiflung aus. Das lyrische Ich sehnt sich eindringlich nach den glücklichen Stoßen der Vergangenheit zurück und wünscht sich, die Zeit zurückdrehen zu können, und diese Momente noch einmal erleben zu können.
Die Form des Gedichts besteht aus drei Strophen, die unterschiedlich viele Verse enthalten: Die erste und letzte Strophe haben jeweils vier Verse, die mittlere Strophe besteht aus drei Versen. Dies spiegelt die Unregelmäßigkeit und Unvorhersehbarkeit von Gefühlen und emotionalen Zuständen wider, die das lyrische Ich durch den Verlust erlebt.
Sprachlich ist das Gedicht recht einfach gehalten. Die Sätze sind kurz und direkt, was die Dringlichkeit und den Schmerz des lyrischen Ichs unterstreicht. Das wiederholte „Ach!“ am Anfang von Vers 1 und 8 betont die Verzweiflung und das Leid des lyrischen Ichs. Es wird ein starkes Gefühl der Nostalgie und des Verlustes erzeugt durch die wiederholte Frage nach den „schönen Tagen“ und der „holden Zeit“. Das Wort „hold“ stammt aus der älteren deutschen Sprache und vermittelt eine Art verträumte, romantische Sehnsucht.
Insgesamt ist „Erster Verlust“ ein sehr emotionales Gedicht, das die tiefe Sehnsucht und den Schmerz nach dem Verlust der ersten Liebe ausdrückt. Es vermittelt hervorragend die menschliche Sehnsucht, Vergangenes zurückzubringen, sowie die tiefe Traurigkeit und Einsamkeit, die mit einem solchen Verlust einhergehen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Erster Verlust“ ist Johann Wolfgang von Goethe. Goethe wurde im Jahr 1749 in Frankfurt am Main geboren. 1788 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.
Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Rebellieren oder Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung zusammenfassen. Das literarische und philosophische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um Schriftsteller jüngeren Alters. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Nachahmung und Idealisierung von Schriftstellern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.
Die Weimarer Klassik war beeinflusst worden durch die Französische Revolution mit ihren Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Der Kampf um eine Verfassung, die revolutionäre Diktatur unter Robespierre und der darauffolgende Bonapartismus führten zu den Grundstrukturen des 19. Jahrhundert (Nationalismus, Liberalismus und Imperialismus). Die Literaturepoche der Weimarer Klassik lässt sich zeitlich mit der Italienreise Goethes im Jahr 1786 und mit dem Tod Goethes 1832 eingrenzen. Das Zentrum der Literatur der Weimarer Klassik lag in Weimar. Häufig wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. In Anlehnung an das antike Kunstideal wurde in der Klassik nach Vollkommenheit, Harmonie, Humanität und der Übereinstimmung von Inhalt und Form gesucht. Charakteristisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Gefühl und Vernunft. Die Autoren haben in der Weimarer Klassik auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die populärsten Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Weitere bekannte Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden zuletzt genannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen produktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe.
Das 47 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 9 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Wolfgang von Goethe sind „An den Schlaf“, „An den Selbstherscher“ und „An die Entfernte“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Erster Verlust“ weitere 1618 Gedichte vor.
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Zum Autor Johann Wolfgang von Goethe sind auf abi-pur.de 1618 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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