An Johannes Lämmerer von Justinus Kerner

Wie einst Hans Sachs in seiner frommen Sitte
Manch Lied auf armer Schustersbank gesungen,
So ist auch dir manch frommes Lied gelungen
Am Weberstuhl in armer, stiller Hütte.
 
Leicht hüpfend ist dein Schifflein da gesprungen
In Melodien durch der Fäden Mitte.
Gleich Harfenlaut hat’s oft nach deinem Tritte
Noch mitternachts in dem Geweb’ erklungen.
 
Zwar außen arm, doch innen reich, geborgen,
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Sprichst du: „Gott weiß, warum er mein Gewebe
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Mit Tönen nur, und nicht mit Gold durchwoben.
 
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Bald reißt es ab! Dann kommt der goldne Morgen,
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Wo ich verklärt aus armer Hülle schwebe,
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Im reichsten Schmuck, der Sylphe gleich, nach oben.“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „An Johannes Lämmerer“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
102
Entstehungsjahr
1818
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An Johannes Lämmerer“ wurde von Justinus Kerner geschrieben, einem deutschen Dichter des 18. und 19. Jahrhunderts, genauer von 1786 bis 1862. Damit liegt die Entstehung des Gedichtes vermutlich in der Zeit der Romantik oder des Biedermeier.

Das Gedicht wirkt auf den ersten Blick einfühlsam und würdigend. Es besingt die bescheidene Kunstfertigkeit und den frommen Glauben des Johannes Lämmerer, der als Weber arbeitete.

Inhaltlich geht es um den Vergleich von Johannes Lämmerer mit dem berühmten Dichter Hans Sachs, der ebenfalls einen einfachen Beruf (Schuhmacher) ausübte und nebenher Lieder schrieb. Das lyrische Ich hebt besonders Lämmerers Talent hervor, trotz simpler Arbeit und einfacher Lebensumstände, schöne Melodien und Lieder zu erzeugen, die er in seinem Webstuhl zum Ausdruck bringt. Es wird hervorgehoben, wie trotz äußerlicher Armut im Inneren ein Reichtum herrscht. Der Weber spricht Gott an, warum sein Leben mit Tönen, nicht mit Gold, durchwoben ist. Er zeigt sich allerdings optimistisch, dass ihm nach seinem Tod eine reiche Belohnung zuteil werden wird.

In puncto Form und Sprache zeichnet sich das Gedicht durch einen ruhigen, harmonischen Rhythmus aus, der jenem eines Webstuhls nachzuempfinden scheint. Es besteht aus vier Strophen mit insgesamt vierzehn Versen. Die Reime sind in den ersten beiden Strophen umarmend (ABBA), während die letzten beiden Strophen einen einfachen Kreuzreim (ABAB) aufweisen. Die Sprache ist durchaus bildhaft, metaphorisch und zeugt von tiefer innerer Gläubigkeit.

Zusammenfassend handelt es sich bei Kerners Gedicht „An Johannes Lämmerer“ um eine Hommage an einen bescheidenen Handwerker, der durch seine Musikalität und seinen Glauben über seine einfache Herkunft hinauswächst und eine spirituelle und künstlerische Tiefe offenbart. Es zeigt, dass wahre Kunst nicht von Reichtum und Status abhängt, sondern vom inneren Reichtum und der Ausdruckskraft des Einzelnen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An Johannes Lämmerer“ des Autors Justinus Kerner. Der Autor Justinus Kerner wurde 1786 in Ludwigsburg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1818. Stuttgart/Welzheim ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik oder Biedermeier kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 102 Worte. Der Dichter Justinus Kerner ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Wanderer in der Sägemühle“, „Abschied“ und „Das treue Roß“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Johannes Lämmerer“ weitere 20 Gedichte vor.

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