Ernste Stunde von Rainer Maria Rilke
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Wer jetzt weint irgendwo in der Welt, |
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ohne Grund weint in der Welt, |
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weint über mich. |
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Wer jetzt lacht irgendwo in der Nacht, |
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ohne Grund lacht in der Nacht, |
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lacht mich aus. |
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Wer jetzt geht irgendwo in der Welt, |
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ohne Grund geht in der Welt, |
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geht zu mir. |
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Wer jetzt stirbt irgendwo in der Welt, |
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ohne Grund stirbt in der Welt: |
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sieht mich an. |
Details zum Gedicht „Ernste Stunde“
Rainer Maria Rilke
4
12
64
1900
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Ernste Stunde“ stammt vom Schriftsteller Rainer Maria Rilke, der von 1875 bis 1926 lebte. Damit lässt es sich in die Spätphase des Symbolismus einordnen, einer literarischen Strömung Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts, die einen starken Fokus auf das Innerliche, auf Stimmungen, Gefühle und die subjektive Wahrnehmung des Individuums legt
Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen melancholischen, aber auch rätselhaften Eindruck, es lässt vermuten, dass es um tiefe Gefühle und innere Zustände geht. Die Wiederholung der Formulierungen „Irgendwo in der Welt“ könnte auf eine allumfassende, universelle Thematik hindeuten.
Inhaltlich geht es um verschiedene Handlungen und Emotionen – Weinen, Lachen, Gehen und Sterben – die scheinbar ohne Grund geschehen und auf das lyrische Ich bezogen werden. Das lyrische Ich tritt dabei als passives, fast transzendentes Objekt auf, auf das sich alle Ereignisse beziehen oder das sie auslöst. Die genaue Bedeutung und Botschaft des Gedichts bleibt aber bewusst uneindeutig und offen für Interpretationen, typisch für Rilkes Poesie und den Symbolismus.
Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen zu je drei Versen – eine sehr klare, fast schon strenge Struktur. Die Sprache ist einfach und klar, ohne ausgefallene Metaphern oder schwierige Begriffe, aber dennoch sehr kraftvoll und bildhaft. Die anaphorische Wiederholung der Anfänge jeder Strophe („Wer jetzt... in der Welt“) schafft einen hypnotischen, fast mantra-artigen Rhythmus, der den Leser tiefer in das Gedicht hineinzieht.
Insgesamt ist „Ernste Stunde“ ein sehr dichtes, rätselhaftes Gedicht, das den Leser dazu einlädt, die eigenen Interpretationen zu suchen und zu reflektieren. Es mag sein, dass Rilke versucht, das Gefühl der Einbindung des Individuums in das große Ganze, den Kreislauf des Lebens und des Todes, zu vermitteln.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Ernste Stunde“ ist Rainer Maria Rilke. 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1900. Der Erscheinungsort ist Berlin / Leipzig, Stuttgart. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Der Schriftsteller Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 64 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend“, „Abend“ und „Abend“. Zum Autor des Gedichtes „Ernste Stunde“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.
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