Erklärung von Heinrich Heine

Herangedämmert kam der Abend,
Wilder tos’te die Fluth,
Und ich saß am Strand, und schaute zu
Dem weißen Tanz der Wellen,
Und meine Brust schwoll auf wie das Meer,
Und sehnend ergriff mich ein tiefes Heimweh
Nach dir, du holdes Bild,
Das überall mich umschwebt,
Und überall mich ruft,
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Ueberall, überall,
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Im Sausen des Windes, im Brausen des Meers,
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Und im Seufzen der eigenen Brust.
 
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Mit leichtem Rohr schrieb ich in den Sand:
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„Agnes, ich liebe Dich!“
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Doch böse Wellen ergossen sich
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Ueber das süße Bekenntniß,
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Und löschten es aus.
 
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Zerbrechliches Rohr, zerstiebender Sand,
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Zerfließende Wellen, Euch trau’ ich nicht mehr!
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Der Himmel wird dunkler, mein Herz wird wilder,
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Und mit starker Hand, aus Norwegs Wäldern
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Reiß ich die höchste Tanne,
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Und tauche sie ein
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In des Aetnas glühenden Schlund, und mit solcher
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Feuergetränkten Riesenfeder
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Schreib’ ich an die dunkle Himmelsdecke:
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„Agnes, ich liebe Dich!“
 
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Jedwede Nacht lodert alsdann
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Dort oben die ewige Flammenschrift,
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Und alle nachwachsende Enkelgeschlechter
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Lesen jauchzend die Himmelsworte:
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„Agnes, ich liebe Dich!“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Erklärung“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
167
Entstehungsjahr
1825–1826
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das oben aufgeführte Gedicht „Erklärung“ wurde von Heinrich Heine verfasst, einem der bedeutendsten deutschen Dichter und Journalisten des 19. Jahrhunderts. Das Gedicht kann somit zeitlich der Romantik und dem Vormärz zugeordnet werden.

Beim ersten Lesen des Gedichts zeigt sich ein sehr emotionaler Text, der von Sehnsucht und Leidenschaft geprägt ist. Die kraftvollen Naturmetaphern lassen einen dynamischen Eindruck entstehen und unterstützen den leidenschaftlichen Ausdruck der Liebeserklärung.

Inhaltlich handelt das Gedicht von der Liebe des lyrischen Ichs zu einer Frau namens Agnes. Das lyrische Ich beschreibt den Wunsch, seine Liebe zu Agnes der Welt mitzuteilen und sie gegen alle Widrigkeiten zu bewahren. Durch die Verwendung von Naturbildern wird eine starke emotionale Intensität geschaffen.

In Bezug auf die Form ähnelt das Gedicht keinem traditionellen Reimschema, was es weniger vorhersehbar macht. Es besteht aus vier Strophen unterschiedlicher Länge, und die Zeilen variieren auch in ihrer Länge, was den Fluss und die Bewegung des Gedichts unterstreicht.

Die Sprache des Gedichts ist gekennzeichnet durch eindrucksvolle und teils dramatische Bilder. Die Wahl des Wortschatzes untermauert die starke Emotion des lyrischen Ichs und verleiht dem Ausdruck seiner Gefühle Gewicht. Beispielsweise wird die Unbeständigkeit und Widerspenstigkeit der Natur benutzt, um die Intensität der Liebe des lyrischen Ichs zu unterstreichen.

Insgesamt ist „Erklärung“ von Heinrich Heine eine sehr emotionale und leidenschaftliche Liebeserklärung, die durch den Einsatz von Naturbildern besonders kraftvoll zur Geltung kommt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Erklärung“ des Autors Heinrich Heine. Geboren wurde Heine im Jahr 1797 in Düsseldorf. Das Gedicht ist im Jahr 1826 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Hamburg. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 167 Worte. Die Gedichte „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“, „Ahnung“ und „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „Erklärung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 535 Gedichte veröffentlicht.

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