Erinnerung an ein Erlebnis am Rhein von Joachim Ringelnatz

1	Ja, ja! – Ich weiß. – Du weißt. –
2	Vor neunundzwanzig Jahren –
3	Wie zärtlich grün wir waren! –
4	Damals. – Wie dankbar dreist! –
5	Und brauchte gar nicht mal am Rhein –
6	Es konnte irgend anderswo,
7	Vor schwarzen Mauern und auf Stroh
8	Gewesen sein. –
9	Weil wir doch wir, und weil wir so –
10	So waren. –
11	Vor neunundzwanzig Jahren.
12	Weil man nicht suchte, was man fand. –
13	Nun klingt das rührsam hell
14	Wie „Ade, du, mein lieb Heimatland“
15	Aus einem Karussell.

Details zum Gedicht „Erinnerung an ein Erlebnis am Rhein“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Erinnerung an ein Erlebnis am Rhein“ wurde von Joachim Ringelnatz geschrieben, der in der Zeitspanne von 1883 bis 1934 lebte. Dies ermöglicht eine zeitliche Einordnung des Textes in den Anfang des 20. Jahrhunderts.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und nachdenklich mit einer tiefen Sehnsucht nach vergangenen Zeiten.

Inhaltlich geht es in diesem Gedicht um die Erinnerung an eine Begebenheit vor 29 Jahren. Der genaue Inhalt des Erlebnisses bleibt jedoch unklar. Das lyrische Ich erinnert sich daran, wie jung, sorglos und mutig sie damals waren. Es betont, dass der Ort des Geschehens - obwohl das Gedicht den Rhein nennt - irrelevant ist, denn wichtig waren die Gefühle und die gefühlte Freiheit in diesem Moment. Es scheint, als blicke das lyrische Ich wehmütig auf diese Zeit zurück und bedauert, dass sie vorbei ist.

Aus der Sicht des Formschemas hat das Gedicht fünfzehn verse und zwei Strophen. Die Struktur ist eher locker und nutzt Phrasen, um den fließenden Gedankenstrom des lyrischen Ichs widerzuspiegeln. Die wiederholte Anspielung auf die 29 Jahre betont das Bewusstsein der Zeit und die Nostalgie.

Vom sprachlichen Standpunkt aus verwendet Ringelnatz einfache und direkte Worte, gepaart mit Satzzeichen, die den Ausdruck der Sehnsucht und Melancholie des lyrischen Ichs betonen. Es gibt keinen festen Reim, aber eine Art inneren Reim, der durch die Wiederholung bestimmter Phrasen erreicht wird - was den nachdenklichen, sich wiederholenden Charakter von Erinnerungen unterstreichen könnte. Auffällig ist der Einsatz von Gedankenstrichen, die das Gedicht in Aussagen und Aussagesequenzen unterteilen, die das Zögern, Pausieren und Wechseln der Gedanken charakterisieren.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Gedicht „Erinnerung an ein Erlebnis am Rhein“ von Joachim Ringelnatz eine melancholische Reflektion und Sehnsucht nach jüngeren Tagen und vergangenen Erlebnissen ausdrückt, hervorgehoben durch eine einfache sprachliche Gestaltung und flexible Struktur. Es lädt den Leser ein, die süße und doch schmerzhafte Schönheit der Erinnerung zu betrachten.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Erinnerung an ein Erlebnis am Rhein“. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1928. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 71 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 15 Versen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Afrikanisches Duell“, „Alone“ und „Alte Winkelmauer“. Zum Autor des Gedichtes „Erinnerung an ein Erlebnis am Rhein“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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