Erinnerung von Rainer Maria Rilke

Und du wartest erwartest das Eine,
das dein Leben unendlich vermehrt;
das Mächtige, Ungemeine,
das Erwachen der Steine,
Tiefen, dir zugekehrt.
 
Es dämmern im Bücherständer
die Bände in Gold und Braun;
und du denkst an durchfahrene Länder,
an Bilder, an die Gewänder
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wiederverlorener Fraun.
 
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Und da weißt du auf einmal: das war es.
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Du erhebst dich und vor dir steht
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eines vergangenen Jahres
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Angst und Gestalt und Gebet.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Erinnerung“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
68
Entstehungsjahr
1906
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Erinnerung“ wurde verfasst von Rainer Maria Rilke, einem österreichischen Dichter, der von 1875 bis 1926 lebte. Rilkes Schaffenszeit fällt in die Epoche des Symbolismus und der frühen Moderne.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht von Sehnsucht und Gedankenschwere geprägt. Es wirft einen Blick auf das vergangene und das erwartete Leben des lyrischen Ichs und scheint in einer melancholischen Stimmung zu schwelgen.

Im Inhalt verrät das lyrische Ich eine tiefe Sehnsucht nach einem nicht näher bestimmten Ereignis oder einer Erfahrung, die sein Leben „unendlich vermehrt“. Dabei werden Bilder wie das „Erwachen der Steine“ und „Tiefen, dir zugekehrt“ hervorgerufen, die auf eine Art spirituelle oder tiefgreifende Erfahrung hindeuten könnten. Die folgende Strophe verlagert das Setting zu einem beschaulichen Ort mit Büchern, wobei Erinnerungen an vergangene Reisen und Personen aufkommen. Schließlich hat das lyrische Ich eine Erkenntnis, dass die ersehnte Erfahrung bereits in der Vergangenheit liegt – in Form von „Angst und Gestalt und Gebet“, womit möglicherweise auf erlebte Konflikte oder tief bewegende Erfahrungen zurückgeblickt wird.

Die Form des Gedichts ist in drei Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl und ohne festes Reimschema aufgebaut, was typisch für Rilkes freie Rhythmen und freie Verse ist. Die Sprache ist stark bildhaft und metaphorisch, weniger konkret und sachlich. Worte wie „das Mächtige, Ungemeine“ oder „das Erwachen der Steine“ sind eher ungewöhnliche, poetische Ausdrücke und verleihen dem Text eine gewisse Mystik. Regelmäßige Enjambements ermöglichen fließende Übergänge zwischen den Versen und betonen die kontinuierliche Bewegung von Gedanken und Erinnerungen.

Zusammengefasst handelt es sich bei „Erinnerung“ um ein tiefgründiges und reflektives Gedicht, das die Auseinandersetzung des lyrischen Ichs mit seiner Vergangenheit und der Suche nach bedeutsamen, lebensverändernden Ereignissen thematisiert. Es spiegelt Rilkes eigene innere Konflikte und seine Auseinandersetzung mit Themen wie Erinnerung, Sehnsucht und persönlicher Transformation wider.

Weitere Informationen

Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Erinnerung“. Geboren wurde Rilke im Jahr 1875 in Prag. 1906 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin / Leipzig, Stuttgart. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 68 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rainer Maria Rilke sind „Adam“, „Advent“ und „Allerseelen“. Zum Autor des Gedichtes „Erinnerung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.

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