Erblinden mag ich, sprach ich kühn von Christian Morgenstern

Erblinden mag ich, sprach ich kühn, –
mir bleibt nichts Neues mehr zu schauen!...
Da wandelt sich der Erde Grün
zum odemraubend kühlen Grauen.
 
Ein Schleier fällt auf die so recht
geliebten Wesen und Gelände,
und zu der – Geister Lichtgeschlecht
erhebt – ein Blinder seine Hände...
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Erblinden mag ich, sprach ich kühn“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
44
Entstehungsjahr
1914
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Erblinden mag ich, sprach ich kühn“ wurde von Christian Morgenstern verfasst, einem deutschen Dichter, der von 1871 bis 1914 lebte. Somit fällt seine Arbeit in die Epoche des Symbolismus und des frühen Expressionismus.

Auf den ersten Blick hinterlässt das Gedicht einen nachdenklichen und emotionalen Eindruck und thematisiert den kühnen Wunsch des lyrischen Ichs, zu erblinden.

Inhaltlich vermittelt das Gedicht eine Geschichte des lyrischen Ichs, das der Welt überdrüssig ist und nichts Neues mehr zu sehen glaubt. Daher wünscht es sich, zu erblinden, und spricht dies kühn aus. Nach dieser Aussage verändert sich plötzlich die Welt um das lyrische Ich herum – sie verliert ihre Farbe und Struktur und wird zu einem „odemraubend kühlen Grauen“. In der zweiten Strophe wird das Bild eines Schleiers verwendet, der auf das lyrische Ich und seine geliebte Welt fällt. Dieser Wunsch des lyrischen Ichs, zu erblinden, scheint erfüllt zu werden, es fühlt sich auf einmal zu einem „Geister Lichtgeschlecht“ erhoben.

Auf formaler Ebene wird durch die Einteilung des Gedichts in zwei Vierzeiler eine klar definierte Struktur geschaffen. Die Sprache des Gedichts ist einfach, und doch bildreich und aussdrucksvoll. Dabei verwendet Morgenstern sowohl Konnotationen („odemraubend kühles Grauen“) als auch Metaphern („Schleier fällt“, „Geister Lichtgeschlecht“), um die Gefühle und Eindrücke des lyrischen Ichs zu transportieren.

Das Gedicht handelt von der Auseinandersetzung mit dem Sinn des Sehens und der Wahrnehmung. Der Wunsch, zu erblinden, kann als Ausdruck tiefer Lebensmüdigkeit und Überdruss gedeutet werden. Durch den Wunsch, zu erblinden, wird das lyrische Ich Teil eines 'Geisterlichtgeschlechts', was auf eine spirituelle Transformation oder Erhebung hindeuten kann.

Zusammenfassend könnte das Gedicht also als eine Auseinandersetzung mit der Wahrnehmung der Welt, der Rolle des Individuums und seiner Sehnsucht nach Veränderung interpretiert werden. Dabei spiegeln die düsteren Farbmetaphern die Gefühlswelt des lyrischen Ichs wider und unterstreichen seine innere Verzweiflung und Isolation. Durch den Wunsch, zu erblinden, sucht das lyrische Ich nach einer neuen Form der Wahrnehmung und hofft, sich dadurch von seiner bisherigen Existenz abheben zu können.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Erblinden mag ich, sprach ich kühn“ des Autors Christian Morgenstern. Geboren wurde Morgenstern im Jahr 1871 in München. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1914. In München ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Bei Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 44 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere Werke des Dichters Christian Morgenstern sind „Brief einer Klabauterfrau“, „Brüder!“ und „Bundeslied der Galgenbrüder“. Zum Autor des Gedichtes „Erblinden mag ich, sprach ich kühn“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.

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