Er preiset das Schwarze von Johann Grob

Wan ich besingen sol / was mir ergezung bringt /
So ist es Schwarz und Braun / dem dises Lied erklingt.
Erlaubt mir / daß ich mich ein wenig lustig mach’:
Ein jeder preiset gern’ ein’ angeneme Sach’.
 
Ich haft’ an schwarzer farb’ / und bin ihr billich hold:
Ein schwarzes Erdreich ist mehr wert dan rohtes Gold /
Es bringet korn und wein: Gold dienet nur zur pracht /
Durch seinen stolzen glanz wird niemand satt gemacht.
 
Schwarz ziert des Menschen leib / ein schwarzes Augenpaar
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Schmükt eine Jungfer wol / deßgleichen schwarze haar:
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Helena war ja auch mit solchen ausgeziert;
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Sonst hätte Paris sie gewißlich nicht entführt.
 
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Wol mir / und mehr als wol / daß auch mein liebstes Kind
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Sich in der schönen zahl des braunen Volks befindt!
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Ihr schwarzes Augenliecht zündt meine kohlen an /
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Daß mir die Liebe stets das herz erwärmen kan.
 
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Schwarz ist durchgehends schön’: ein sauber schwarzes Kleid
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Ziert beides Mann und Weib / und führet freüd’ und leid:
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Was kan auch schöner sein / dan ein kohlschwarzes Pferd /
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Die farbe nur allein ist hundert tahler wert.
 
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Die schwarzen Kirschen seind bei ärzten hochgeacht /
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Ihr wasser hat die red’ halb todten wiederbracht:
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Schwarzbraune Negelein die riechen herrlich wol /
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Ach hätt’ ich ihrer nur den ganzen garten voll.
 
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Der braun’ und schwarze Wein hat freüdenreiche kraft;
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Drum liebt ihn Bacchus sehr samt seiner bruderschaft /
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Mars ist den schwarzen auch mit hulden zugetahn /
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Dieweil das pulver schwarz / so er nicht missen kan.
 
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Auch Phebus liebt das schwarz’ / und braucht es immerzu /
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Die schwarze Dinte hat bei ihm ja keine ruh:
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Ihr andre Farben ihr / roht / grühn / gelb / blau / und weiß /
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Weicht etwas hinder sich / dan schwarz behelt den preis.
 
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Ach schwarz / du edles schwarz / du immer schöne zier /
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Mein herze hat allein zu dir lust und begier:
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Mein auserwehltes schwarz / ich bleib’ in dich verliebt /
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So lange nur mein leib dem leben wohnung giebt.
 
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Der Tod hat endlich nichts an dieser liebesbrunst /
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Dan wer mich überlebt / der tuht mir noch die gunst /
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Und scharret meinen leib in schwarze erden ein /
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Wan mein verliebter Geist wird ausgeflogen sein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (28.4 KB)

Details zum Gedicht „Er preiset das Schwarze“

Autor
Johann Grob
Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
339
Entstehungsjahr
nach 1659
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Verfasser des Gedichts „Er preiset das Schwarze“ ist Johann Grob, ein Poet, der im Zeitraum von 1643 bis 1697 lebte. Da dieser in die Barockzeit fällt, kann man das Gedicht dieser Epoche zuordnen. Barockgedichte sind häufig durch religiöse Motive und Dramatik, aber auch durch die Vergänglichkeit des Lebens und des Schönen geprägt. Im ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht eine ungewöhnliche Thematik verfolgt, deren Gestaltung nicht ohne Humor und Ironie ist.

Das lyrische Ich befasst sich in dem Gedicht mit einer ausführlichen Lobpreisung der Farbe Schwarz und seiner Nuancen. Die besungene Farbe wird in den unterschiedlichsten Zusammenhängen ins Positive gerückt - ob in Natur, Mode oder Liebe, Schwarz ist nach Meinung des lyrischen Ichs immer die angemessene und beste Wahl. Durch die Wahl des Schwarzen als zentralem Motiv positioniert sich das lyrische Ich gegen herkömmliche Schönheitsideale und Vorlieben.

Formal handelt es sich bei diesem Gedicht um eine Abfolge von zehn vierzeiligen Strophen. Das Reimschema ist dabei immer gleich (aabb), wodurch das Gedicht einen regelmäßigen Rhythmus bekommt. Die Sprache ist direkt, offen und teils humorvoll und wird durch den Gebrauch von Alltagsgegenständen und -situationen geprägt. Die lyrische Sprache mit ihren besonderen Wendungen und Metaphern zieht die Leser in das Gedicht hinein und regt zum Nachdenken an.

Johann Grob nutzt in diesem Gedicht die Farbe Schwarz um über Schein und Sein, Liebe, Natur und Tod zu philosophieren. Er spielt dabei mit den üblichen Konnotationen der Farbe Schwarz, welche oft mit Tod, Trauer und Dunkelheit assoziiert wird, um eine ambivalente Wirkung zu erzielen. Einerseits zeigt er die Schönheit und Wertigkeit des Schwarzen im Kontext von Erdreich, Kleidern oder Pferden. Anderseits verwendet er die Farbe Schwarz um das Unausweichliche des Todes in eine angenehme Vorstellung umzuwandeln.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Er preiset das Schwarze“ von Johann Grob. 1643 wurde Grob in Oberglatt, heute Gemeinde Flawil geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1659 bis 1697 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist ohne Ort. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen und umfasst dabei 339 Worte. Ein weiteres bekanntes Gedicht des Autors Johann Grob ist „Bei Eingange eines Neuen Jahrs“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Er preiset das Schwarze“ keine weiteren Gedichte vor.

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