Epistel an den Baron S * * von Μ * * zu Coburg von Susanne von Bandemer

Ja, Freund! daß alles eitel sey,
Schrieb Salomo, der Juden weiser König;
Sey’s Wahrheit oder nicht, mein Herz das stimmt ihm bey:
Denn ein erfüllter Wunsch gewährt des Glückes wenig;
So bald wir ihn erlangt, verliert er seinen Preis.
Gleich einem Kinde jaget
Der Jüngling, Mann und Greis
Nach dem, was ihm das Glück wohlthätig oft versaget.
Auch ich bekam mein Theil von diesem eitlen Streben;
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Statt in der Gegenwart fein friedlich fort zu leben,
 
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Lebt’ ich nur in der Zukunft, unmuthsvoll
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Bey jedem kleinen Schmerz, den man verschmerzen soll.
 
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Der Kreislauf meines Bluts ist, leider!
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Durch Gram vergiftet und verdickt;
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Der Schlaf, der selten mich erquickt,
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Bleicht meine Wange, wie den Neider,
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Der sich am eignen Herzen frißt.
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Nun sagen mir die hochgelehrten Männer,
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Der Fieber und der Dünste Kenner,
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Daß nichts so gut als eine Reise ist.
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Wann nur die Sonne Luft und Erd’ erwärmet,
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Und Zephyr unter Blumen schwärmet,
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Die junge Rose wieder blüht,
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Der Städter gern aus seinen Mauren flieht,
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Dann soll auch ich dorthin, wo freundliche Najaden
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Sich mit der Göttin der Gesundheit baden,
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Die ihre Heilungekraft der Quelle mitgetheilt,
 
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Die schwache Nerven stärkt, und alle Übel heilt.
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Allein ein andrer Wunsch erwacht in meiner Brust –
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Soll ich ihn dir gestehn? – Ich fühle größre Lust
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Dort hinzureisen, wo du jetzo bist,
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Dort, wo Antonie des Landes Wonne ist,
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Sie, die im Purpur nicht der Menschheit Werth vergißt,
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Sie nur zu sehn, sie dankbar zu verehren,
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Und ihren süßen Ton zu hören,
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Mit dem sie liebevoll Trost in die Seelen spricht:
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Dies tauscht ich um den Quell der ew’gen Jugend nicht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.2 KB)

Details zum Gedicht „Epistel an den Baron S * * von Μ * * zu Coburg“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
37
Anzahl Wörter
267
Entstehungsjahr
1802
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Epistel an den Baron S * * von Μ * * zu Coburg“ wurde von Susanne von Bandemer geschrieben, einer deutschen Dichterin aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Das Erscheinungsdatum lässt sich ohne weitere Informationen nicht genau bestimmen, jedoch würde es im Kontext der literarischen Epochen dem Zeitalter der Aufklärung oder der beginnenden Romantik zugeordnet.

Der erste Eindruck des Gedichts ist, dass es sich um eine persönliche und tiefgründige Botschaft an einen Baron handelt- ein Ausdruck von Gefühlen und Gedanken, die von der Autorin mit einer Mischung aus Melancholie und Hoffnung dargestellt werden.

Inhaltlich reflektiert das lyrische Ich über die Vergänglichkeit (Eitelkeit) aller Dinge und die stetige Unzufriedenheit des Menschen, der immer nach dem strebt, was er nicht hat. Dieses Thema wird anhand von Beispielen aus verschiedenen Lebensphasen (Jüngling, Mann und Greis) dargestellt. Das lyrische Ich gibt zu, teilweise auch dieser Unzufriedenheit erlegen zu sein, da es immer in der Zukunft und nicht im Hier und Jetzt lebt.

In den folgenden Strophen wird deutlich, dass das lyrische Ich gesundheitliche Probleme hat, die es sehr belasten. Ärzte haben eine Reise als Heilmittel empfohlen. Jedoch drückt das lyrische Ich einen anderen Wunsch aus: es möchte dort hinreisen, wo auch der Baron und eine Frau namens Antonie sind. Das lyrische Ich scheint eine tiefe Verehrung für Antonie zu empfinden und scheint die erhoffte Verbesserung seiner Gesundheit durch die Reise weniger wichtig zu finden, als die Möglichkeit, Antonie zu sehen.

In seiner Form gleicht die Epistel einem langen Brief in Versform. Jede Zeile ist ein Vers und das Gedicht ist in vier Strophen unterteilt. Das Reimschema und Metrum variiert und es gibt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Innereimen und Endreimen, was eine fließende Lektüre ermöglicht. Die Sprache des Gedichts ist recht formell und hochgestochen, was dem literarischen Stil der damaligen Epoche entspricht. Es werden einige metaphorische Formulierungen und reiches sprachliches Bild verwendet, was dem Gedicht eine poetische und emotionale Note verleiht.

Weitere Informationen

Susanne von Bandemer ist die Autorin des Gedichtes „Epistel an den Baron S * * von Μ * * zu Coburg“. Bandemer wurde im Jahr 1751 in Berlin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1802 entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her den Epochen Klassik oder Romantik zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 267 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 37 Versen. Die Dichterin Susanne von Bandemer ist auch die Autorin für Gedichte wie „Am Sarkophage der Frau Anne Luise Karschinn, geborne Dürbach“, „An * * * bey der Übersendung einer Haarlocke“ und „An Elise Reichsgräfin zu S * * * L * * *“. Zur Autorin des Gedichtes „Epistel an den Baron S * * von Μ * * zu Coburg“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 86 Gedichte vor.

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