Epilog zum Kriege von Georg Herwegh

Germania, der Sieg ist dein!
Die Fahnen wehn, die Glocken klingen,
Elsaß ist dein und Lotharingen;
Du sprichst: „Jetzt muß der Bau gelingen,
Bald holen wir den letzten Stein.“
 
Gestützt auf deines Schwertes Knauf,
Lobst du in frommen Telegrammen
Den Herrn, von dem die Herren stammen,
Und aus Zerstörung, Tod und Flammen
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Steigt heiß dein Dank zum Himmel auf.
 
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Nach vier und zwanzig Schlachten liegt
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Der Feind am Boden, überwunden;
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Bis in die Stadt voll Blut und Wunden,
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Die keinen Retterarm gefunden,
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Brichst du dir Bahn – du hast gesiegt!
 
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Schwarz, weiß und roth! um ein Panier
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Vereinigt stehen Süd und Norden;
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Du bist im ruhmgekrönten Morden
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Das erste Land der Welt geworden:
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Germania, mir graut vor dir!
 
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Mir graut vor dir, ich glaube fast,
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Daß du, in argen Wahn versunken,
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Mit falscher Größe suchst zu prunken
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Und daß du, gottesgnadentrunken,
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Das Menschenrecht vergessen hast.
 
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Schon lenkt ein Kaiser dich am Zaum,
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Ein strammer, strenger Szepterhalter.
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Hofbarden singen ihre Psalter
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Dem auferstandnen Mittelalter,
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Und neun und achtzig*) wird ein Traum.
 
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Ein Traum? Du sahst wie Frankreich fiel
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Durch einen Cäsar, sahst die Sühne
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Vollzogen auf der Schreckensbühne –
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Deutschland, gedeihe, wachse, grüne
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Geläutert durch dies Trauerspiel!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.4 KB)

Details zum Gedicht „Epilog zum Kriege“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
35
Anzahl Wörter
194
Entstehungsjahr
nach 1833
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Epilog zum Kriege“ ist von dem Autor Georg Herwegh. Er lebte vom 31. Mai 1817 bis zum 7. April 1875 und schrieb das Gedicht somit im 19. Jahrhundert. Bei einer ersten Betrachtung des Gedichtes lässt sich eine kritische Auseinandersetzung mit Kriegen und deren Konsequenzen vermuten.

Das Gedicht thematisiert den Sieg von Germania, einem Synonym für Deutschland, im Krieg. Durch diesen Sieg konnten Gebiete wie das Elsaß und Lothringen gewonnen werden. Das lyrische Ich hebt hervor, dass sich Germania jedoch auf den Lobpreis Gottes und die damit verbundene Selbsterhöhung konzentriert, während es gleichzeitig Tod und Zerstörung verursacht hat. Nach zahlreichen Schlachten und Niederlagen des Feindes, hat Germania triumphiert und ist nun das „erste Land der Welt“. Das lyrische Ich äußert allerdings Angst und Respekt vor dieser neuen Macht und befürchtet, dass sie das Menschenrecht vergessen hat. Es wird die Bedrohung durch einen Kaiser angesprochen und das „auferstandene Mittelalter“ wird beklagt. Schließlich wird Deutschland aufgefordert, sich durch dieses „Trauerspiel“ zu verbessern.

Die Aussage des Gedichtes lässt sich auf zwei Ebenen interpretieren. Einerseits könnte das lyrische Ich den Sieg und die daraus resultierende Macht von Deutschland feiern. Andererseits könnte es aber auch Kritik an dem Krieg und seinen verheerenden Folgen zum Ausdruck bringen. Die Respektlosigkeit des lyrischen Ichs könnte ein Ausdruck von Furcht vor der neu gewonnen Macht sein, sowie der Sorge um das Schicksal der besiegten Feinde und die mögliche Vernachlässigung der Menschenrechte.

Sprachlich und formal ist das Gedicht durch einen klaren und deutlichen Ausdruck gekennzeichnet. Die Strophen bestehen aus je fünf Versen und folgen weitgehend einem metrischen Schema. Die Sprache ist schlicht und verständlich, dennoch sind einige metaphorische Ausdrücke verwendet worden. So steht beispielsweise „Germania“ für Deutschland, der „Kaiser“ repräsentiert die Autorität und Macht, und der „Bau“ symbolisiert die Errichtung oder Erweiterung des deutschen Staates.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Epilog zum Kriege“ des Autors Georg Herwegh. Der Autor Georg Herwegh wurde 1817 in Stuttgart geboren. Im Zeitraum zwischen 1833 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Zürich. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei Herwegh handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 194 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 35 Versen. Weitere Werke des Dichters Georg Herwegh sind „Die Schweiz“, „Groß“ und „Verrat!“. Zum Autor des Gedichtes „Epilog zum Kriege“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 200 Gedichte vor.

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