Epilog von Heinrich Heine

Wie auf dem Felde die Weizenhalmen,
So wachsen und wogen im Menschengeist
Die Gedanken.
Aber die zarten Gedanken der Liebe
Sind wie lustig dazwischenblühende,
Roth’ und blaue Blumen.
 
Roth’ und blaue Blumen!
Der mürrische Schnitter verwirft Euch als nutzlos,
Hölzerne Flegel zerdröschen Euch höhnend,
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Sogar der hablose Wanderer,
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Den Eu’r Anblick ergötzt und erquickt,
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Schüttelt das Haupt,
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Und nennt Euch schönes Unkraut.
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Aber die ländliche Jungfrau,
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Die Kränzewinderin,
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Verehrt Euch und pflückt Euch
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Und schmückt mit Euch die schönen Locken,
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Und also geziert, eilt sie zum Tanzplatz,
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Wo Pfeifen und Geigen lieblich ertönen,
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Oder zur stillen Buche,
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Wo die Stimme des Liebsten noch lieblicher tönt
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Als Pfeifen und Geigen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Epilog“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
110
Entstehungsjahr
1825–1826
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Epilog“ wurde von dem deutschen Dichter Heinrich Heine stammt geschrieben, der von 1797 bis 1856 lebte. Heine gilt als einer der bedeutendsten deutschen Lyriker der Romantik.

Beim ersten Lesen vermittelt das Gedicht Bilder von ländlichen Szenen und romantischen Beziehungen. Es ist schwer zu entziffern, ob das Gedicht lediglich eine bildliche Darstellung von ländlichen Szenen und Liebe darstellen soll oder ob es eine übergeordnete symbolische Bedeutung hat.

Das Gedicht ist in zwei Strophen unterteilt. In der ersten Strophe führt Heine mit dem Bild von wachsenden Weizenhalmen auf einem Feld und blühenden roten und blauen Blumen eine schöne und friedliche Landschaft ein. Er vergleicht diese mit dem menschlichen Geist und den Gedanken, die in ihm wachsen und sich entfalten. Besonders zeichnet er dabei hervor die „zarten Gedanken der Liebe“, die wie hübsche Blumen zwischen den Weizenhalmen hervorsprießen.

In der zweiten Strophe wird dann das Schicksal dieser Blumen, bzw. der Liebesgedanken, aus verschiedenen Perspektiven erläutert: Sie werden von einem griesgrämigen Schnitter und einem flegelhaften, holzköpfigen Bauern abgelehnt und sogar der mittellose Wanderer, der eigentlich Freude an ihrem Anblick hat, bezeichnet sie als „schönes Unkraut“. Nur die ländliche Jungfrau, die Kränzewinderin, schätzt die Blumen und nutzt sie zum Schmuck für ihre Haare, bevor sie zum Tanzplatz eilt oder sich mit ihrem Liebsten unter der stillen Buche trifft.

Das Gedicht verwendet einfache, aber dennoch bildreiche und emotionale Sprache. Es werden sowohl die Schönheit der Natur als auch die menschlichen Gefühle und das Erleben von Liebe und Ablehnung beschrieben.

Die Form des Gedichts ist eine Kombination aus kürzeren und längeren Versen, wobei die kürzeren Verse eher allgemeine Aussagen oder Umgebungsbeschreibungen enthalten, während die längeren Verse konkretere Handlungen oder Gedanken darstellen. Es scheint keinen festen Reim- oder Metrumsschema zu geben, was dem Gedicht ein freieres und weniger strukturiertes Gefühl verleiht.

Insgesamt kann das Gedicht als eine Metapher für die Wechselhaftigkeit und Widersprüchlichkeit menschlicher Gefühle und insbesondere von der Erfahrung der Liebe interpretiert werden: Liebe kann sowohl als etwas Schönes und Wertvolles betrachtet werden, das Freude bereitet und das Leben verschönert, aber sie kann auch von anderen als nutzlos oder sogar störend angesehen werden. Nur wer die Liebe wirklich schätzt und ehrt, kann ihre wahre Schönheit erkennen und sich an ihr erfreuen.

Weitere Informationen

Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Epilog“. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Im Jahr 1826 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Hamburg. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 110 Worte. Die Gedichte „Ahnung“, „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“ und „Almansor“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „Epilog“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.

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