Epilog von Erich Mühsam

Räuspernd heb’ ich an zu singen
einen Epilog.
Denn es knickten ihm die Schwingen,
der gen Himmel flog.
 
Ach, der Adler stieg hernieder
aus des Ruhmes Höh’n.
Im bewunderten Gefieder
jagt er jetzt nach Flöh’n.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Epilog“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
37
Entstehungsjahr
1920
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Epilog“ wurde von dem deutschen Schriftsteller und Anarchisten Erich Mühsam verfasst. Mühsam lebte von 1878 bis 1934 und war damit ein Sohn des ausgehenden 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts, eine Zeit, die von gesellschaftlichen Wandel und politischen Unruhen geprägt war.

Beim ersten Eindruck vermittelt das Gedicht eine melancholische und vielleicht sogar zynische Stimmung. Es scheint die Geschichte eines mächtigen Adlers zu erzählen, der von der Höhe des Ruhms herabgestiegen ist und sich nun sehr profanen Beschäftigungen widmet.

Inhaltlich scheint das lyrische Ich von jenem gefallenen Adler zu berichten. Der Vogel war einst glorieumwoben und bewundert, diente womöglich auch als Symbol des triumphalen Strebens. Doch nun hat sich dieses Bild grundlegend gewandelt: Der Adler ist abgestiegen, er hat die Höhen des Ruhms verlassen. Was übrig blieb, ist nur ein Schatten des einstigen Glanzes, nun beschäftigt er sich mit belanglosen Flöhen.

Inhaltlich lässt sich also sagen, dass das lyrische Ich den Verlust von Status und Ehre thematisiert. Diese Interpretation wird durch die Verwendung des Adlers – ein Symbol für Macht, Erhabenheit und Freiheit – unterstrichen.

Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist dabei unverkennbar pathetisch, um den starken Kontrast zwischen der einstigen Höhe und der jetzigen Erniedrigung des Adlers zu betonen. Im zweiten Vers macht Mühsam explizit klar, dass es sich um einen „Epilog“ handelt, was gegen Ende eines Werkes oder einer Handlung steht und meist einen abschließenden Kommentar oder eine Zusammenfassung liefert.

Sprachlich verwendet Mühsam eine Reihe von starken Bildern und Metaphern, um seine Botschaft zu vermitteln. Insbesondere die Verwendung von Tiermotiven wie dem Adler und den Flöhen sollen die dramatische Veränderung in der Situation des lyrischen Ichs zeigen. Schließlich enthüllt die Ironie im letzten Vers das bittere Verständnis des lyrischen Ichs für seinen eigenen Zustand.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Epilog“ ist Erich Mühsam. Geboren wurde Mühsam im Jahr 1878 in Berlin. 1920 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in München. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Mühsam handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 37 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 8 Versen. Weitere Werke des Dichters Erich Mühsam sind „Das Beispiel lebt“, „Das Volk der Denker“ und „Das Neue Deutschland“. Zum Autor des Gedichtes „Epilog“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 57 Gedichte vor.

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