Entweiht! von Ada Christen

Fern sei es mir, daß spottend ich
Nach Dir, zerfall’ne Gottheit, zeige,
Wenn ich auch nimmer gläubig mich
Vor Deiner Macht in Demuth neige.
Du stehst mir schmerzvoll, menschlich-nah,
Stehst menschlich-schwach an meiner Seite.
Ich schaue nun, was ich nicht sah,
Als Du in mystisch-ferner Weite!
Ernüchtert starr’ ich zu Dir hin,
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Und such’ die schmerzgefeiten Züge,
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Und schau: so elend wie ich bin,
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Bist Du – durch Menschenlieb’ und Lüge!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Entweiht!“

Autor
Ada Christen
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
71
Entstehungsjahr
1870
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Entweiht!“ stammt von der österreichischen Dichterin Ada Christen, die von 1839 bis 1901 gelebt hat. Sie schrieb sowohl Prosa als auch Lyrik und kann der Literatur der Spätromantik zugeordnet werden.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht ernst und nachdenklich. Es scheint eine tiefe Begründung zu offenbaren, einen Konflikt mit etwas, das einst als göttlich wahrgenommen wurde.

Inhaltlich scheint das lyrische Ich eine Enttäuschung oder Desillusionierung auszudrücken, möglicherweise in Bezug auf Religion, obwohl der genaue Kontext nicht klar ist. Das lyrische Ich nimmt Abstand von einer „zerfallenen Gottheit“ und beschreibt diese nun als menschlich und schwach, statt als mächtig und abgehoben. Die ehemalige Bewunderung scheint nun in Ehrfurcht und Schmerz verwandelt zu sein. Das lyrische Ich identifiziert sich mit der Gottheit, in dem sie ihre eigenen Elend in der Gottheit spiegelt, und führt diese Enttäuschung auf „Menschenliebe und Lüge“ zurück.

Das Gedicht ist in vier Verspaare mit insgesamt zwölf Zeilen strukturiert. Ada Christen verwendet eine gemäßigt formale Sprache, mit einer Mischung aus archaischen Formen („Demuth“ statt Demut) und metaphorischen Ausdrücken. Sie schildert die individuellen Emotionen bildhaft, beispielsweise mit der Vorstellung der „zerfallenen Gottheit“ und dem „menschlich-schwach“ an ihrer Seite, um ihre innere Enttäuschung und die Veränderung ihrer Glaubensansichten zu betonen.

Im Großen und Ganzen zeigt das Gedicht also eine starke innere Konflikterfahrung und einen Umbruch in der Weltanschauung des lyrischen Ichs, die Ada Christen in leidenschaftlichen und emotionalen Worten darstellt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Entweiht!“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Ada Christen. Im Jahr 1839 wurde Christen in Wien geboren. Im Jahr 1870 ist das Gedicht entstanden. Hamburg ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht der Epoche Realismus zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 71 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Auf Ruinen“, „Auf dem Meere“ und „Auf den Bergen“ sind weitere Werke der Autorin Ada Christen. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Entweiht!“ weitere 81 Gedichte vor.

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