An die Holsteinischen Herren Abgesandten von Richard Dehmel
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Nunmehr bricht die Zeit heran, |
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daß du, Christ, dich einst solst rächen |
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und dem seine Kräfte brechen, |
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der dir alles Leid tut an, |
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der so oft dein Blut gelecket |
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und mit bloßem Namen schrecket. |
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Der versöhnte Himmel weist, |
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wie er wieder wolle segnen, |
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läßt uns seine Gunst begegnen, |
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wo uns noch sein Eifer schmeißt. |
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Was uns itzt noch denkt zu dämpfen, |
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soll vor unser Leben kämpfen. |
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Diese Zwei, diß treue Paar, |
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das die höchsten Häupter lieben |
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und an ein solch Werk verschrieben, |
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dem gleich keines wird noch war, |
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dieses Paar hat Gott versehn |
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zu dem, was soll bald geschehn. |
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Das Verhängnüß ist bedacht |
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dieses lange Kriegeswetter, |
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das der frommen Rauten Blätter |
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kaum nicht ganz hat umgebracht, |
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über ein solch Kraut zu treiben, |
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das ihm ewig denkt zu bleiben. |
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Gnug, ihr Brüder, werdet Freund'! |
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Dortnaus, dort, wo Phöbus zäumet, |
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wenn uns hier noch süße träumet, |
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dortnaus, dort ist unser Feind. |
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Künftig laßt uns wieder holen, |
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was der Dieb uns abgestolen! |
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Was ernährn wir unsern Tod? |
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Laßt uns ihm den Vorteil nehmen |
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und die starken Nerven lähmen! |
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Her die Rüstung, Kraut und Lot! |
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Wachet, wie Soldaten ziemet! |
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Zeit und Ort wird itzt beniemet. |
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Deucht michs oder seh' ichs schon, |
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wie die lauten Feld-Posaunen |
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und die donnernden Kartaunen |
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untermengen ihren Ton, |
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daß des Bosphors seine Wellen |
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furchtbar sich als Steine stellen? |
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Der entfärbte Hellespont |
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schlingt in sich die blassen Heiden. |
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Fahnen, Spieße, Schwert und Scheiden |
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führt der bebende Propont. |
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Sions Wurzeln, Jebus Spitzen |
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werden zitternd für uns schwitzen. |
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Unsre Donow fleußt uns vor, |
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leitet mit erfreuten Wellen |
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unsre dapfern Bundsgesellen |
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bis fast vor des Hundes Tor. |
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Bizanz, du solst unser heißen, |
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eh' daß du dich denkst zu schmeißen! |
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Landsman, Deutscher, tu alsdan, |
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was du bist an dir gewohnet! |
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Es gilt hier nicht, daß man schonet. |
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Itzund hast du deinen Man! |
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Vor und itzt noch schlägst du, Blinder, |
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auf dich selbst und deine Kinder. |
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Diß Schwert, das du itzuod schon |
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hast auf deinen Freund gezücket, |
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soll dem, der sich kaum drauf schicket, |
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geben seinen wahren Lohn. |
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Das auf dich gegoßne Stücke |
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soll ihm brechen sein Genicke. |
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Tut indessen, was ihr tut, |
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o ihr zwei getreuen Wächter, |
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bähnt den Weg vor unsre Fechter! |
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Diß fängt an kein feiges Blut. |
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Was ihr großen Leute dichtet, |
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ist, als wär' es schon verrichtet. |
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Was ist eurem Ruhme gleich? |
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Ihr seid unbesorgt, das Leben |
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in fast nahen Tod zu geben |
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für das heilge Christenreich. |
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Dieses Lob kan nicht verderben |
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und läßt ewig euch nicht sterben. |
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Äol und Neptun stehn hier, |
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schwören mit gebotnen Händen, |
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daß sie Alles wollen wenden, |
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was sich euch will schützen für. |
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Belt und Bachu sind verbunden, |
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euch zu liefern alle Stunden. |
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Das bewohnt' und öde Land |
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will euch allen Vorschub schaffen. |
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Ganz kein Tarter soll die Waffen |
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nehmen wider euch zur Hand. |
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Euch hat Gott, der vor euch wachet, |
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auch das Wilde zahm gemachet. |
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Die gemeine Christenheit |
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läßt nicht ab für euch zu bitten. |
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Euch folgt nach auf allen Schritten, |
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was ihr wollt und sie erfreut. |
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Es wird euch auf allen Seiten |
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manch beseufzter Wundsch begleiten. |
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Zieht, zieht hin, ihr Frommen, ihr! |
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Gott und Fürsten, die euch schicken, |
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lassen Alles wol gelücken! |
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Und stellt euch diß stetig für: |
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Was der Himmel heißt vollbringen, |
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wird und soll und muß gelingen! |
Details zum Gedicht „An die Holsteinischen Herren Abgesandten“
Richard Dehmel
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nach 1879
Moderne
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An die Holsteinischen Herren Abgesandten“ des Autors Richard Dehmel. 1863 wurde Dehmel in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. Zwischen den Jahren 1879 und 1920 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 102 Versen mit insgesamt 17 Strophen und umfasst dabei 534 Worte. Die Gedichte „Aufblick“, „Ballade vom Volk“ und „Bann“ sind weitere Werke des Autors Richard Dehmel. Zum Autor des Gedichtes „An die Holsteinischen Herren Abgesandten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 522 Gedichte vor.
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Zum Autor Richard Dehmel sind auf abi-pur.de 522 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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