Auf einer abwesenden Jungfrauen Namenstag, den 4. September (1635) von Richard Dehmel
1 |
Seit daß die liebliche Korelle |
2 |
nicht hier gewesen ist zur Stelle, |
3 |
seit hat man ganz von keiner Lust, |
4 |
von keiner Zier, von keinem Lachen |
5 |
und was uns sonst kan frölich machen |
6 |
in dieser Gegend nichts gewußt. |
|
|
7 |
Er selbst, der Himmel, steht betrübet, |
8 |
weil er nicht sieht, die er so liebet. |
9 |
Mit Regnen weint die blasse Luft; |
10 |
die harten Seufzer, die sie führet, |
11 |
die haben Land und See gerühret: |
12 |
sie hört es nicht, die wird geruft. |
|
|
13 |
Die bleiche Sonne hat indessen |
14 |
ganz ihres Glanzes hier vergessen: |
15 |
sie, ihres Scheines Schein ist hin. |
16 |
Und daß die Nächte dieser Erden |
17 |
nun finsterer und länger werden, |
18 |
das kömmt von ihrem Abeziehn. |
|
|
19 |
Den kranken Pol, die matten Nelken |
20 |
sieht man, wenn sie noch stehn, verwelken. |
21 |
Die Winter-Rosen schrumpeln ein. |
22 |
Kein Kraut ist frisch, kein Baum ist grüne. |
23 |
Die Sonne, die vor ihnen schiene, |
24 |
hat aufgehöret hier zu sein. |
|
|
25 |
Was anders können Hirt und Heerden |
26 |
als leid' und traurig sich geberden? |
27 |
Kein Lied erschallt, kein Tanz geschicht. |
28 |
Im Feld', im Pusch', im Tal', in Auen |
29 |
ist nichts als stille Furcht zu schauen, |
30 |
weil man die Freude selbst nicht sicht. |
|
|
31 |
Zwar, so wir haben recht vernommen, |
32 |
so soll ihr schöner Tag sein kommen. |
33 |
Was aber kan diß anders tun, |
34 |
als daß es duppelt mehr uns kränket? |
35 |
Die von uns werden soll beschenket, |
36 |
die hier soll sein, wo ist sie nun? |
|
|
37 |
Ihr mehr als wir geehrten Wälder, |
38 |
ihr Wiesen, ihr besäten Felder, |
39 |
erkennt das Glücke, diese Gunst! |
40 |
Pflegt ihr, weil ihr sie könnet haben, |
41 |
und bindet die für uns mit Gaben, |
42 |
nach der wir wündschen doch umsonst! |
Details zum Gedicht „Auf einer abwesenden Jungfrauen Namenstag, den 4. September (1635)“
Richard Dehmel
7
42
259
1863 - 1920
Moderne
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Auf einer abwesenden Jungfrauen Namenstag, den 4. September (1635)“ ist Richard Dehmel. 1863 wurde Dehmel in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1879 bis 1920 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Dehmel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 42 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 259 Worte. Richard Dehmel ist auch der Autor für Gedichte wie „Bastard“, „Bitte“ und „Büßende Liebe“. Zum Autor des Gedichtes „Auf einer abwesenden Jungfrauen Namenstag, den 4. September (1635)“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 522 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?
Weitere Gedichte des Autors Richard Dehmel (Infos zum Autor)
- An mein Volk
- Antwort
- Auf der Reise
- Aufblick
- Ballade vom Volk
- Bann
- Bastard
- Bitte
- Büßende Liebe
- Chinesisches Trinklied
Zum Autor Richard Dehmel sind auf abi-pur.de 522 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt