Amor von Richard Dehmel

Des kleinen Schützen heiße Polzen,
die stecken allzu tief in mir,
seither so ist mir für und für
von ihnen Leib und Sin zerschmolzen.
Wer zweifelt, sehe mich nur an,
ob Amor sei ein bloßer Wahn!
 
Man hat mich oft bereden wollen.
die Liebe sei nichts als ein Wahn.
Itzt wird mir an mir kund getan,
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was ich nicht hätte gläuben sollen.
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Wer zweifelt, sehe mich nur an,
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ob Amor sei ein bloßer Wahn!
 
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Ja, was noch mehr von diesem Knaben,
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obschon der Pövel anders spricht:
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er traf und dennoch zielt' er nicht.
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Er muß ja ein Gesichte haben.
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Wer zweifelt, sehe mich nur an,
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ob Amor sei ein bloßer Wahn!
 
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So kan ichs auch in mich nicht bringen,
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daß er ein schwaches Kind soll sein.
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Ich Armer bins nicht nur allein',
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er kan die Götter auch bezwingen.
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Wer zweifelt, sehe mich nur an,
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ob er nicht mehr sei als ein Man!
 
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Ein Teil der spricht, er soll wol hören.
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O, das ist wol ein großer Schnitt!
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Ich ruf', ich seufz', ich fleh', ich bitt':
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umsonst ists, daß wir ihn so ehren.
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Wer spricht, daß Amor hören kan,
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und gläubts, der sehe mich nur an!
 
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Wie schändlich hat auch der gelogen,
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der michs beredt' und schwur darbei,
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daß Amor nichts als Freude sei!
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Itzt fühl' ichs, daß ich bin betrogen.
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Wer zweifelt, sehe mich nur an,
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ob Amor nicht betrüben kan!
 
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Ein Ieder traue seinem Sinne,
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wer Amor sei und wie und was!
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Man sage diß, man sage das:
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ich bin es leider worden inne.
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Was Amor nicht kan oder kan,
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das zeiget mein Exempel an.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Amor“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
42
Anzahl Wörter
266
Entstehungsjahr
1863 - 1920
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Amor“ ist Richard Dehmel. Geboren wurde Dehmel im Jahr 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg. Zwischen den Jahren 1879 und 1920 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 42 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 266 Worte. Weitere Werke des Dichters Richard Dehmel sind „Chinesisches Trinklied“, „Dann“ und „Das Gesicht“. Zum Autor des Gedichtes „Amor“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 522 Gedichte vor.

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