An Herrn Geheimerath v. Ittner von Johann Peter Hebel
Curator der Universität zu Freiburg, bei dessen Gesandtschaftsreise in die Schweiz
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Se bhüetich Gott der Her, und zürnet nüt! |
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Me schwezt, wie eim der Schnabel gewachse isch. |
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Gern chönti’s besser, aber ’s will nit goh. |
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Doch was vom Herze chunnt, isch au nit schlecht. |
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Der Chrüterma vo Badewiler het |
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mer’s mengmol gseit, und gfluecht derzu, es soll |
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kei Hypnum meh, kei Carex in der Welt |
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vor sini Auge cho, (der Teufel weiß, |
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sin’s Buebe oder Meidli), wenn e Ma |
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wie Ihr in siebe Here-Ländere seig. |
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I wills nit repetiere. Besser wärs, |
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der Chrüterma hätt’s au nit gseit; es isch |
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mit som Fluech nit z’spasse. Hets der Recht’ |
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zuem Unglück ghört, se glänzt mim Chrüterma |
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kei Sternli meh vom blaue Himmelszelt, |
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kei Blüemli meh im grüene Matte-Grund. |
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Du arme Chetzer, Carex, Hypnum schießt |
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dim Aug ergege, wo de stehsch und gehsch. |
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I mach kei Gspaß, es isch mer selber so, |
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und woni näumen ane lueg, se stoht |
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was hent der gmeint? e Hypnum? Nei se stoht |
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libhaftig Euer Bildnuß vor mim Aug, |
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so fründlig und so lieb; und stirbi morn, |
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und siehnich nümme, bis am jüngste Tag, |
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se chummi in mim goldne Sunntigrock, |
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(es heißt, mer werden alli neu gstaffirt), |
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und sag mim Kamerad, wo mit mer goht: |
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„Isch sel nit der Her Ittner, wo im Duft |
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dört an der Milchstroß goht? Iez buckt er si, |
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und bschaut e Blüemli, ’s wird Dudaim sy.“ |
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Druf laufi, was i laufe cha, d’Stroß uf; |
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der Kamerad blibt z’ruck, er chunnt nit no. |
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Druf sagi: „Mit Verlaubt! I mein emol, |
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der seigets. Hani nit vor langer Zit |
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beim Kaiserwirth e Schöpli mitich gha? |
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Wie hent der gschlofe? Wohl? Der Morgen isch |
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so heiter. Wemmer nit e wengeli |
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do ane sitze zue dem Amarant?“ |
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Iez bhüet ich Gott, und spar ich frisch und gsund |
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uf Euer lange Berg- und Schwizer-Reis. |
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’s het d’Milchstroß uf, am jüngste Tag, no Zit |
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wohl hunderttausig Jahr, und isch denn dört |
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viel schöner echt, aß an der Limeth Gstad? |
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Wie glitzert uffem See der Silberstaub! |
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Wie wechsle hundertfältig Farb und Glanz, |
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Pallästli, Dörfer, Chilchthürn, Bluemegstad |
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am Ufer her, und wie ne Nebel stigt |
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dört hinte d’Nagelflue mit ihrem Schnee |
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zuem Himmel uf durs Morgeduft! Es schnuuft |
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meng Geißli dört und menge schöne Bock. |
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Nu gunnich Gott der liebi Freude viel |
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mit eue brave Fründen in der Schwiz, |
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und grüeßet mer der Wiese Gschwister-Chind |
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d’Frau Limeth, und vergesset’s Heimcho nit; |
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’s sin herwärts Schwarzwald gar viel bravi Lüt, |
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und hennich lieb, und schöni Jümpferli, |
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(me seit, sie heiße Muse), warten au |
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am Treisamgstad. Es heißt, Ihr seiget io |
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ihr Vogtma z’Friberg, und sie singe schön, |
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und rede mittich allerlei; ’s verstands |
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ke gmeine Ma, und menge Pfarrer nit. |
Details zum Gedicht „An Herrn Geheimerath v. Ittner“
Johann Peter Hebel
8
61
448
nach 1776
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „An Herrn Geheimerath v. Ittner“ wurde von dem deutschen Schriftsteller Johann Peter Hebel verfasst, der in der Zeit von 1760 bis 1826 lebte. Dies ordnet das Gedicht dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert zu, was als Epoche der Romantik bekannt ist.
Auf den ersten Blick ist das Gedicht in einer regionalen Mundart geschrieben, was es schwierig macht, den genauen Inhalt ohne Kenntnis des Dialektes zu verstehen. Es ist klar, dass das Gedicht an eine bestimmte Person gerichtet ist, nämlich an Herrn Geheimerath v. Ittner.
Im Allgemeinen beschreibt das lyrische Ich seine Wertschätzung gegenüber von Ittner und stellt seine Beziehung zu ihm dar. Es werden Metaphern und Symbole der Natur verwendet, um seine Gefühle und Wahrnehmungen auszudrücken. Einige Zeilen deuten darauf hin, dass das lyrische Ich von Ittners Weisheit und Güte beeindruckt ist und sein Bild als eine formelle und respektvolle Figur projiziert.
Formal besteht das Gedicht aus strophischen Einheiten unterschiedlicher Länge. Die Länge der Zeilen ist ebenfalls variabel, was auf einen freien Vers schließen lässt. Die Sprache ist stark von der regionalen Mundart geprägt, was eine gewisse Authentizität vermittelt und die Persönlichkeit des lyrischen Ichs unterstreicht.
Die Sprache ist einfach und direkt, enthält aber auch viele metaphorische Ausdrücke, insbesondere im Zusammenhang mit der Natur. Diese Metaphern verleihen dem Gedicht eine poetische und romantische Qualität, die typisch für die literarische Epoche Hebels ist. Das Gedicht ist sowohl eine Ode an von Ittner als auch ein Ausdruck von Hebels tiefer Verbundenheit mit seiner Heimat und der Natur.
Zusammenfassend ist „An Herrn Geheimerath v. Ittner“ ein Gedicht, das tiefe Bewunderung und Respekt für eine Person zum Ausdruck bringt, während es gleichzeitig eine tiefe Verbundenheit mit der Heimat und der Natur zeigt. Dabei nutzt Hebel die Besonderheiten der regionalen Mundart, um Authentizität und Charakter zu vermitteln.
Weitere Informationen
Das Gedicht „An Herrn Geheimerath v. Ittner“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Peter Hebel. Im Jahr 1760 wurde Hebel in Basel geboren. In der Zeit von 1776 bis 1826 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Karlsruhe. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zu. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 448 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 61 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Der Dichter Johann Peter Hebel ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf einem Grabe“, „Das Habermuß“ und „Das Hexlein“. Zum Autor des Gedichtes „An Herrn Geheimerath v. Ittner“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 60 Gedichte vor.
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Zum Autor Johann Peter Hebel sind auf abi-pur.de 60 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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