An Anemonen, nachdem er von ihr gereiset war von Paul Fleming

Ach einig diß war übrig noch
von allen meinen Plagen,
daß ich das schwere Liebesjoch
muß abgeschieden tragen.
Die mir das größte Leiden tut,
die tröstet meine Sinnen.
Ich brenn und meines Brandes Glut
ist ach! wie weit von hinnen!
 
Nicht gläub' ich, daß die letzte Not
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mir größre Qual kan machen.
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An mir lebt nichts nicht als der Tod,
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der stark ist in mir Schwachen.
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Das kranke Herze windet sich,
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die matten Augen brechen.
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Nichts denk' ich, Liebste, denn an dich,
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doch kan mein Mund nichts sprechen.
 
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Nach dir zu warten ist umsonst,
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o Ärztin meiner Seelen.
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Ich bin zu weit von dieser Gunst,
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ich muß mich nur so quälen.
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Doch freu' ich mich bei höchster Pein
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und setze diß entgegen,
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muß ich gleich der Betrübtste sein,
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es ist der Werten wegen.
 
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Ach, Anemone, meine Lust,
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bleib unverwant im Herzen.
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Ich tu dasselbe, wie du tust,
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und fühle gleiche Schmerzen.
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Ists wahr, daß alle Frölichkeit
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wird süßer nach dem Leiden,
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so schicke, Schatz, dich in die Zeit.
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Wir sehen uns mit Freuden!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An Anemonen, nachdem er von ihr gereiset war“

Autor
Paul Fleming
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
173
Entstehungsjahr
1639
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An Anemonen, nachdem er von ihr gereiset war“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Fleming. Fleming wurde im Jahr 1609 in Hartenstein (Sachsen) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1639 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Barock zuordnen. Der Schriftsteller Fleming ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Zeitepoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis ungefähr 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei Abschnitte unterteilen: Spät-, Hoch- und Frühbarock. Das Zeitalter des Barocks wurde durch den Dreißigjährigen Krieg stark beeinflusst – Hunger, Seuchen (insbesondere die Pest), Vergewaltigung und Tod sorgten für großes Leid bei den Menschen in Europa. So verkleinerte sich die Bevölkerung im Deutschen Reich von ca. 28 Millionen im Jahr 1615 auf 11 Millionen Menschen am Ende des Krieges im Jahr 1648. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war beeinflusst von Pessimismus und bitterer Armut, während an den Fürstenhöfen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Lyrik wird die Verwendung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Im Zeitalter des Barocks löste die deutsche Sprache das Lateinische ab. Die meisten Autoren gehörten dem Gelehrtenstand an: Akademiker, Theologen, Adelige und Beamte. Berühmte Dichter des Barocks sind beispielsweise Martin Opitz, Andreas Gryphius, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 173 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere Werke des Dichters Paul Fleming sind „Auf des 8. Psalms Melodei“, „Nach des 6. Psalmens Weise“ und „Neujahrsode 1633“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An Anemonen, nachdem er von ihr gereiset war“ weitere 366 Gedichte vor.

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