Elfentanz von Heinrich Kämpchen

Des Tages Stimmen sind verhallt,
Im Schlummer liegt der Föhrenwald,
Die Nacht beginnt zu weben.
Da lispelt es am Heidenstein,
Da raunt’s in Lüften zart und fein
Wie Silberglöckchen beben:
 
„Lieb’ Brüderchen, nun ist es Zeit!“
„Lieb’ Schwesterchen, ich bin bereit
Und lange schon zur Stelle.
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Geschmückt zum Tanze ist der Saal,
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Mit Wein gefüllt der Goldpokal,
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Glühmännchen macht uns Helle.
 
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Und hörst du nicht schon die Musik?
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Cikade spielt ihr bestes Stück
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Uns beiden zum Vergnügen.
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Kein Auge wacht, kein Ohr, das hört,
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Wir sind allein und ungestört,
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Kein Mensch kann uns betrügen.“ –
 
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Da reicht ihm Schwesterchen den Arm,
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Die Nacht ist lind, die Nacht ist warm,
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Zum Tanz, zum Elfenreihen.
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Ein Blumenteppich ist der Saal,
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Und Tau der Wein im Goldpokal.
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Karfunkeltau vom Maien. –
 
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Sie tanzen zierlich in der Rund’
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Und küssen sich den roten Mund
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Und sind so froh und selig.
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Glühmännchen glänzt mit hellem Licht,
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Und müde wird der Spielmann nicht
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Und in den Weisen wählig. –
 
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Sie tanzen – doch die Nacht verrinnt,
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Im Föhrenwalde rauscht der Wind,
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Der Tag naht mit den Sorgen.
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Da ruft es wieder leis: „Ade,
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Lieb’ Brüderchen, bis ich dich seh!“
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„Lieb’ Schwesterchen, bis morgen!“ –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Elfentanz“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
194
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Heinrich Kämpchen und wurde im Zeitraum von Ende des 19. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts verfasst. Daher kann man es der literarischen Epoche der Spätromantik zuordnen.

Auf den ersten Blick lässt das Gedicht spürbare Heiterkeit und sorglose Leichtigkeit aufkommen. Es wird eine märchenhafte, magische Szene in einem Wald im Laufe einer Nacht beschrieben.

Das Gedicht handelt von zwei Elfen, vermutlich Bruder und Schwester, die sich nach Einbruch der Dunkelheit zum Tanzen im Wald treffen. Sie wirken vom Alltagsleben entfernt und befinden sich in einer idyllischen und traumhaften Welt, die von Harmonie, Schönheit und Frieden geprägt ist. Mit der Dämmerung am Ende der Nacht verabschieden sie sich voneinander, bis sie sich am nächsten Abend erneut zum Tanz treffen.

Was den Inhalt betrifft, spielt Kämpchen auf die Unschuld, Freude und Sorglosigkeit der magischen Kreaturen an. In dieser Welt gibt es keinen Platz für menschliche Ängste und Sorgen, was auch die Unabhängigkeit und Freiheit dieser Wesen unterstreicht.

Das Gedicht besteht aus sechs Strophen mit jeweils sechs Versen - die strenge Formensprache ist dabei typisch für die Dichtung dieser Zeit. Kämpchens Sprache ist dabei bildreich und malerisch, er verwendet eine Vielzahl von metaphorischen und symbolischen Ausdrücken, um die sinnliche Erfahrung und Magie der Waldszene zu vermitteln. Der Reim folgt einem klaren Schema, und die Melodie des Gedichts ist durch einen regelmäßigen Rhythmus geprägt. Der Autor verleiht dabei den natürlichen und magischen Elementen eine lyrische und lebendige Qualität, die den Leser in eine magische und idyllische Welt entführt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Elfentanz“ des Autors Heinrich Kämpchen. Kämpchen wurde im Jahr 1847 in Altendorf an der Ruhr geboren. 1909 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Bochum. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 194 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Die Gedichte „Am Rhein“, „Am Weinfelder Maar“ und „Am goldenen Sonntag“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Kämpchen. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Elfentanz“ weitere 165 Gedichte vor.

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