Einschränkung von Johann Wolfgang von Goethe

Ich weiß nicht, was mir hier gefällt,
In dieser engen kleinen Welt
Mit holdem Zauberband mich hält?
Vergess’ ich doch, vergess’ ich gern,
Wie seltsam mich das Schicksal leitet;
Und ach ich fühle, nah’ und fern
Ist mir noch manches zubereitet.
O wäre doch das rechte Maß getroffen!
Was bleibt mir nun, als, eingehüllt,
10 
Von holder Lebenskraft erfüllt,
11 
In stiller Gegenwart die Zukunft zu erhoffen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Einschränkung“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
11
Anzahl Wörter
65
Entstehungsjahr
1827
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Einschränkung“ ist von Johann Wolfgang von Goethe, einem bedeutenden Dichter der deutschen Literatur, der von 1749 bis 1832 lebte. Die zeitliche Einordnung fällt in die Epoche der Klassik, was in Goethes Schaffensperiode liegt.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht sehr nachdenklich und reflektierend. Es handelt von dem lyrischen Ich, welches sich in einer Art Konflikt mit seiner eigenen Situation und den Erwartungen für die Zukunft befindet.

Das Gedicht handelt inhaltlich von den Unsicherheiten und Ängsten, die das Leben mit sich bringt. Das lyrische Ich ist unsicher, was ihm in seiner 'engen kleinen Welt' gefällt und was ihn dort hält. Zudem spricht es von einem 'holden Zauberband', was auf eine Art bittersüße Faszination hindeutet, die es an dieser Welt bindet. Es setzt sich auch mit seinem Schicksal auseinander und den ungewissen Wegen, die ihm das Leben bereithält. Das lyrische Ich sehnt sich nach Klarheit und Eindeutigkeit ('O wäre doch das rechte Maß getroffen!'). Es sieht keine Alternative, als sich auf seine innere Stärke zu verlassen ('Von holder Lebenskraft erfüllt') und hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen ('In stiller Gegenwart die Zukunft zu erhoffen').

Form und Sprache des Gedichtes entsprechen dem klassischen Stil Goethes. Die elf Verse bestehen aus einer Mischung aus Jambus und Trochäus und folgen keinem festen Reimschema. Goethe verwendet einfache, aber kraftvolle Sprache und Metaphern, um die inneren Konflikte und Überlegungen des lyrischen Ichs zu verdeutlichen. Die Worte 'Ich weiß nicht', 'Vergess ich doch', 'ach', 'o wäre doch', die das lyrische Ich benutzt, bringen ein Gefühl der Unsicherheit und Sehnsucht zum Ausdruck und verleihen dem Gedicht eine tiefgründige emotionale Qualität. Auf diese Weise spiegelt das Gedicht die universellen Themen des Lebens, der Unsicherheit und der Hoffnung wider.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Einschränkung“ ist Johann Wolfgang von Goethe. Goethe wurde im Jahr 1749 in Frankfurt am Main geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1827. In Stuttgart und Tübingen ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Rebellieren oder Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung zusammenfassen. Das literarische und philosophische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Die Autoren des Sturm und Drang waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, häufig unter 30 Jahre alt. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die alten Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Die Literaturepoche der Klassik beginnt nach herrschender Auffassung mit der Italienreise Goethes, die er im Jahr 1786 im Alter von 36 Jahren machte. Das Ende der Epoche wird auf 1832 datiert. In der Klassik wurde die Literatur durch Einflüsse der Französischen Revolution, die ziemlich zu Beginn der Epoche stattfand, entscheidend geprägt. In der Französischen Revolution setzten sich die Menschen dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Wie der Name bereits verrät, liegen das literarische Zentrum und der Ausgangspunkt der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Zum Teil wird auch Jena als ein weiteres Zentrum dieser Literaturepoche angesehen. Statt auf Konfrontation und Widerspruch wie noch in der Aufklärung oder im Sturm und Drang strebte die Klassik nach Harmonie. Die wichtigsten Werte sind Toleranz und Menschlichkeit. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ziel der Literaturepoche der Klassik war es die ästhetische Erziehung des Menschen zu einer „charakterschönen“ Persönlichkeit voranzutreiben. In der Klassik wird eine einheitliche, geordnete Sprache verwendet. Allgemeingültige, kurze Aussagen sind häufig in Werken der Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, setzte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich oftmals an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Schiller, Goethe, Herder und Wieland bildeten das „Viergestirn“ der Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das vorliegende Gedicht umfasst 65 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 11 Versen. Johann Wolfgang von Goethe ist auch der Autor für Gedichte wie „An den Selbstherscher“, „An die Entfernte“ und „An die Günstigen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Einschränkung“ weitere 1618 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Johann Wolfgang von Goethe

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Johann Wolfgang von Goethe und seinem Gedicht „Einschränkung“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Johann Wolfgang von Goethe (Infos zum Autor)

Zum Autor Johann Wolfgang von Goethe sind auf abi-pur.de 1618 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.