Einladung zur Reise von Charles Baudelaire
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Meine schwester mein kind! |
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Denk dir wie lind |
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Wär es dorthin zu entweichen! |
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Liebend nur sehn · |
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Liebend vergehn |
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In ländern die dir gleichen! |
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Der sonnen feucht |
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Verhülltes geleucht |
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Die mir so rätselhaft scheinen |
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Wie selber du bist |
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Wie dein auge voll list |
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Das glitzert mitten im weinen. |
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Dort wo alles friedlich lacht – |
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Lust und heiterkeit und pracht. |
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Die möbel geziert |
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Durch die jahre poliert |
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Ständen in deinem zimmer |
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Und blumen zart |
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Von seltenster art |
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In ambraduft und flimmer. |
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Die decken weit |
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Die spiegel breit |
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In Ostens prunkgemache |
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Sie redeten dir |
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Geheimnisvoll hier |
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Die süsse heimatsprache. |
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Dort wo alles friedlich lacht – |
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Lust und heiterkeit und pracht. |
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Sieh im kanal |
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Der schiffe zahl |
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Mit schweifenden gelüsten! |
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Sie kämen dir her |
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Aufs kleinste begehr |
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Von noch so entlegenen küsten. |
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Der sonne glut |
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Ersterbend ruht |
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Auf fluss und stadt und die ganze |
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Welt sich umspinnt |
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Mit gold und jazint |
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Entschlummernd in tief-warmem glanze. |
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Dort wo alles friedlich lacht – |
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Lust und heiterkeit und pracht. |
Details zum Gedicht „Einladung zur Reise“
Charles Baudelaire
6
42
159
nach 1837
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Einladung zur Reise“ wurde von Charles Baudelaire verfasst, einem bedeutenden Vertreter der französischen Dichtung des 19. Jahrhunderts. Er lebte von 1821 bis 1867, was das Gedicht zeitlich in die Hochphase der Romantik und des Symbolismus einordnet.
Beim ersten Eindruck fällt auf, dass es sich um eine inhaltlich verzaubernde und sinnlich anmutende Dichtkunst handelt, die eine Atmosphäre der Sehnsucht und Fernweh erzeugt. Es handelt hierbei von einer Einladung des lyrischen Ichs an eine Geliebte – benannt als „meine Schwester, mein Kind“ – zu einer imaginären Reise in ein exotisches, idealisiertes Paradies.
Der Inhalt des Gedichts ist geprägt durch die Beschreibung eines Ortes voller Schönheit, Rätselhaftigkeit, Frieden, Heiterkeit und Pracht. Die detaillierten und leuchtenden Beschreibung des Zielortes: von geheimnisvollen Sonnen, glitzernden Augen, polierten Möbeln, raren Blumen, sprechenden Decken und Spiegeln bis hin zu den Schiffen auf den Kanälen, vermitteln eine Atmosphäre des Exotischen, des Vertrauten und des Luxuriösen. Das lyrische Ich möchte die Geliebte in dieses paradiesische Land entführen, das sie wie kein anderes repräsentiert und erfreut.
Formal besteht das Gedicht aus sechs Strophen, davon vier Strophen mit jeweils zwölf Versen und zwei Strophen mit zwei Versen. Die beiden kurzen Strophen sind Wiederholungen und wirken wie ein Refrain „Dort wo alles friedlich lacht – Lust und Heiterkeit und Pracht.“, unterstreichen die Idylle und das Glücksgefühl, das mit dem Zielort verbunden wird.
Der Sprachstil des Gedichts ist geprägt durch komplexe Metaphern, eine reiche Symbolik und ein hohes Maß an Sinnlichkeit, was typisch für Baudelaire ist. Trotz des einfachen Versmaßes schafft die Dichtung durch die kunstvolle Wortwahl und die dichten Beschreibungen eine tiefe, emotionale und lebendige Bildsprache. Es wird ein Idealbild kreiert und das lyrische Ich lädt die Geliebte dazu ein, dieses mit ihm zu teilen und in die Welt der Phantasie und des Traums einzutauchen. Es drückt die tiefe Liebe und Verbundenheit zu der Geliebten aus und erweckt Sehnsucht nach der Unbestimmtheit und dem Unbekannten.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Einladung zur Reise“ des Autors Charles Baudelaire. 1821 wurde Baudelaire in Paris geboren. Zwischen den Jahren 1837 und 1867 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 159 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 42 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Weitere Werke des Dichters Charles Baudelaire sind „Aufschwung“, „Begräbnis“ und „Bertas Augen“. Zum Autor des Gedichtes „Einladung zur Reise“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 101 Gedichte vor.
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