Des Kaisers Segen von Ferdinand Freiligrath
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Ich bin die ganze Nacht hindurch |
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Den Rhein hinaufgeschritten, |
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Von Drachenfels und Wolkenburg, |
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Bis wo die Linzer schnitten. |
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Bei Rhöndorf unterm Drachenloch |
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Anband sein Boot der Ferge; |
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Zu Honnef sang ein Mädchen noch: |
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»Stand ich auf hohem Berge.« |
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In Breitbach stellte mich die Wacht, |
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In Unkel trank man Neuen. |
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In Erpel schlug es Mitternacht. |
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In Erpel vor der Leyen. |
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Und hinter Erpel in dem Feld, |
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Da ist er mir begegnet, |
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Der große Karl, der Frankenheld, |
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Der seine Trauben segnet. |
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Er ging mit ernstem Angesicht |
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In seinen Grabgewanden; |
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Er ging einher in Glanz und Licht, |
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Zum Segnen auferstanden. |
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Und um ihn sangen Reb' und Moos, |
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Dazu die Felsenblöcke: |
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»Er segnet nicht im Rheingau bloß |
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Die stolzen Herrenstöcke! |
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Er feit nicht bloß am Oberrhein |
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Des Fürstenwinzers Messer; |
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Er macht den Großen nicht allein |
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Und Reichen volle Fässer! |
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Er denkt auch an den irdnen Krug |
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In strohgedeckten Hütten, |
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Und schüttet Most und Wein genug |
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In armer Halfen Bütten. |
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Er weiß: der echte Feuertrank |
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Springt leider nur den Fürsten, |
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Und friert das Volk und liegt es krank, |
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So muß es nach ihm dürsten! |
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Doch labt und stärkt es noch zur Frist |
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Der Segen herbrer Reiser; |
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Und daß an dem kein Mangel ist |
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Auch dafür sorgt der Kaiser! |
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Und darum wallt er feierlich |
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Stromunter durch die Stäbe, |
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Bis wo am allerletzten sich |
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Festrankt die letzte Rebe! |
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Der Kaiser weiß, was allen frommt, |
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Am ganzen grünen Strome! |
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Sanft ruh' er, bis er wiederkommt, |
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Zu Aachen in dem Dome!« |
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So raunt' es flüsternd durch die Nacht |
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Der Schemen war verschwunden. |
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Ich habe durch die Ranken sacht |
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Nach Hause mich gefunden. |
Details zum Gedicht „Des Kaisers Segen“
Ferdinand Freiligrath
13
52
263
1843
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Ferdinand Freiligrath ist der Autor des Gedichtes „Des Kaisers Segen“. 1810 wurde Freiligrath in Detmold geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1843 zurück. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Freiligrath ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 52 Versen mit insgesamt 13 Strophen und umfasst dabei 263 Worte. Ferdinand Freiligrath ist auch der Autor für Gedichte wie „Vor der Fahrt“, „Wie man’s macht“ und „Lieder“. Zum Autor des Gedichtes „Des Kaisers Segen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.
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