Einkehr von Frank Wedekind
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Du stille Friedhofmauer, |
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Scheu tret’ ich bei dir ein. |
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Willst du nicht meiner Trauer |
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Schirmende Heimat sein? |
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In deinem tiefen Frieden |
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In deinem kühlen Schoß |
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Wird allen Ruh’ beschieden, |
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Die krank und ruhelos. |
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Wo dunkle Stämme ragen |
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Um dichtumkränzten Stein, |
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Fernen vergangnen Tagen |
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Geb’ ich ein Stelldichein. |
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Süßselige heilige Schauer |
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Lösen mir Aug’ und Sinn – |
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Du stille Friedhofmauer, |
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Du meine Beschützerin, |
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Entfloh’n dem Weltgetriebe |
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Tret’ gern ich bei dir ein; |
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Willst du begrabener Liebe |
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Schirmende Heimat sein? |
Details zum Gedicht „Einkehr“
Frank Wedekind
5
20
78
1905
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Einkehr“ wurde von Frank Wedekind verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Dramatiker, der in der Zeit des Naturalismus und Expressionismus lebte, also im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Auf den ersten Blick erweckt das Gedicht einen melancholischen, fast düsteren Eindruck. Beim genauen Lesen wird jedoch klar, dass die Auseinandersetzung mit dem Tod und dem Friedhof als Ort der letzten Ruhe nicht unbedingt mit Angst und Verzweiflung verbunden sein muss, sondern auch eine gewisse Trost spendende Wirkung hat.
Inhaltlich geht es in dem Gedicht um das lyrische Ich, das sich den Friedhof als Zufluchtsort vor der Welt und ihren Problemen aussucht. Es spricht die Friedhofsmauer als seine „Beschützerin“ an und sehnt sich nach der Ruhe und dem Frieden, die der Ort bietet. Der Tod wird hier als etwas natürliches und sogar als etwas tröstliches dargestellt - als ein Ort, der allen Kummer beendet und Schutz bietet.
In Bezug auf Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht in fünf vierzeiligen Strophen geschrieben wurde, was der melancholischen Stimmung des Gedichts entspricht. Die verwendeten Reime (Abwechselung von Paarreim und umarmenden Reim) und der gleichmäßige Rhythmus erzeugen eine gewisse Ruhe und Stabilität, die das Thema des Gedichts unterstreichen. Die Sprache ist dabei eher schlicht und klar, mit starken Bildern wie „dunkle Stämme“, „Weltgetriebe“ oder „schirmende Heimat“.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Wedekinds Gedicht „Einkehr“ eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit dem Tod und der vergänglichen Natur des menschlichen Lebens darstellt. Dennoch ist das Gedicht nicht von Verzweiflung oder Angst geprägt, sondern vermittelt eher einen Sinn für Akzeptanz und sogar Trost. Der Friedhof wird als ein Ort dargestellt, der Schutz und Ruhe bietet, fernab vom Lärm und der Hektik der Welt.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Einkehr“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Frank Wedekind. Geboren wurde Wedekind im Jahr 1864 in Hannover. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1905 zurück. In München ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Wedekind handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 78 Worte. Frank Wedekind ist auch der Autor für Gedichte wie „An Elka“, „An Francisca de Warens“ und „An Madame de Warens“. Zum Autor des Gedichtes „Einkehr“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 114 Gedichte vor.
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