Im Hochland fiel der erste Schuß von Ferdinand Freiligrath

Im Hochland fiel der erste Schuß
Im Hochland wider die Pfaffen!
Da kam, die fallen wird und muß,
Ja, die Lawine kam in Schuß
Drei Länder in den Waffen!
Schon kann die Schweiz vom Siegen ruhn:
Das Urgebirg' und die Nagelfluhn
Zittern vor Lust bis zum Kerne!
 
Drauf ging der Tanz in Welschland los
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Die Szyllen und Charybden,
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Vesuv und Ätna brachen los:
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Ausbruch auf Ausbruch, Stoß auf Stoß!
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»Sehr bedenklich, Euer Liebden!«
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Also schallt's von Berlin nach Wien,
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Und von Wien zurück wieder nach Berlin
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Sogar den Nickel graut es!
 
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Und nun ist denn auch abermals
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Das Pflaster aufgerissen,
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Auf dem die Freiheit, nackten Stahls,
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Aus der lumpigen Pracht des Königsaals
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Zwei Könige schon geschmissen;
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Einen von ihnen gar geköpft
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Und drauf du lang genug geschröpft
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Dein Volk, o Julikönig!
 
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Anrückt die Linie: Schuß auf Schuß!
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Und immer frisch geladen!
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Doch dies ist ein Volk wie aus Eisenguß,
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Stülpen Karren um und Omnibus
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Das sind Barrikaden!
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Stolze, opferfrohe Reihn,
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Singen sie, in der Hand den Stein:
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»Mourir pour la patrie!«
 
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Die Kugel pfeift, der Kiesel fliegt,
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In Lüften wallt die Fahne!
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Ein General am Boden liegt
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Ça ira, ça ira, die Bluse siegt,
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O Vorstadt St. Antoine!
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Massen auf Massen! Keiner wankt
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Schon hat der Guizot abgedankt,
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Bleich, zitternd mit den Lippen.
 
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»Vive la Réforme! Le Système à bas!«
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O treffliche Gesellen!
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Der Birne Schütteltag ist da!
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Die halbe Linie, ça ira!
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Und Amiens sind Rebellen!
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Keine neue Kriegsmacht naht:
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Das Volk zerstörte Schien' und Draht
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Bahnzug und Telegraphen!
 
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Was weiter wird: - noch harren wir!
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Doch wird's die Freiheit werden!
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Die Freiheit dort, die Freiheit hier,
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Die Freiheit jetzt und für und für,
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Die Freiheit rings auf Erden!
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Im Hochland fiel der erste Schuß,
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Und die da niederdonnern muß,
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Die Lawine kam ins Rollen!
 
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Sie rollt - sie springt - o Lombardei,
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Bald fühlst auch du ihr Wälzen!
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Ungarn und Polen macht sie frei,
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Durch Deutschland dröhnen wird ihr Schrei,
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Und kein Bannstrahl kann sie schmelzen!
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Einzig in der Freiheit Wehn
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Mild und leis wird sie zergehn,
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Des alten Zorns Lawine!
 
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Ja, fest am Zorne halten wir,
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Fest bis zu jener Frühe!
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Die Träne springt ins Auge mir,
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In meinem Herzen singt's: »Mourir,
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Mourir pour la patrie!«
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Glück auf das ist ein glorreich Jahr,
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Das ist ein stolzer Februar
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»Allons enfants!« - »Mourir, mourir,
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Mourir pour la patrie!«
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (29.8 KB)

Details zum Gedicht „Im Hochland fiel der erste Schuß“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
73
Anzahl Wörter
390
Entstehungsjahr
1848
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Im Hochland fiel der erste Schuß“ ist Ferdinand Freiligrath. Freiligrath wurde im Jahr 1810 in Detmold geboren. Im Jahr 1848 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Freiligrath ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 390 Wörter. Es baut sich aus 9 Strophen auf und besteht aus 73 Versen. Der Dichter Ferdinand Freiligrath ist auch der Autor für Gedichte wie „Vor der Fahrt“, „Wie man’s macht“ und „Lieder“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Im Hochland fiel der erste Schuß“ weitere 65 Gedichte vor.

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