Eingang von Rainer Maria Rilke
1 |
Wer du auch seist: am Abend tritt hinaus |
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aus deiner Stube, drin du alles weißt; |
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als letztes vor der Ferne liegt dein Haus: |
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wer du auch seist. |
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Mit deinen Augen, welche müde kaum |
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von der verbrauchten Schwelle sich befrein, |
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hebst du ganz langsam einen schwarzen Baum |
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und stellst ihn vor den Himmel: schlank, allein. |
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Und hast die Welt gemacht. Und sie ist groß |
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und wie ein Wort, das noch im Schweigen reift. |
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Und wie dein Wille ihren Sinn begreift, |
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lassen sie deine Augen zärtllich los … |
Details zum Gedicht „Eingang“
Rainer Maria Rilke
1
12
85
1906
Moderne
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Eingang“ ist Rainer Maria Rilke, ein bedeutender österreichischer Lyriker des Symbolismus, der von 1875 bis 1926 lebte. Rilke ist bekannt für seine komplexen und oft rätselhaften Werke, die oftmals menschliche Emotionen und Erfahrungen sowie die Beziehung des Individuums zur Kunst und zur Natur vertiefen. Dieses spezielle Gedicht scheint vor dem Hintergrund seines literarischen Schaffens an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu stehen.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht ruhig und introspektiv. Es ruft eine Atmosphäre von Einsamkeit und Sehnsucht hervor und illustriert einen Moment der stillen Reflexion und der Verbindung mit der Natur.
Inhaltlich lädt das Gedicht den Leser dazu ein, sein Zuhause zu verlassen und sich der Weite und Unberechenbarkeit der Welt zu stellen. Es spricht den Leser direkt an und umfasst eine Aufforderung zur Selbstreflexion. Das lyrische Ich scheint zu sagen, dass die eigene Wahrnehmung die Realität formt und dass das Verständnis der Welt auf der individuellen Interpretation und Erfahrung beruht.
Formal ist das Gedicht in einer klassischen Strophen- und Versform gehalten. Die Strophen sind vierzeilig, was an einen Quartett erinnert, obwohl es keine strengen Reim- oder Rhythmusmuster gibt. An der Sprache fällt eine präzise und bildhafte Metaphorik auf, insbesondere der „schwarze Baum“, an dessen Beispiel das Konzept der subjektiven Realität ausgeführt wird. Der Baum wird zu einem Symbol für das eigene Selbstverständnis und die individuelle Perspektive des lyrischen Ichs. Die Sprache des Gedichts ist eher schlicht und unprätentiös, was den kontemplativen Charakter des Gedichts hervorhebt.
Das Gedicht „Eingang“ von Rainer Maria Rilke führt uns somit eine tiefe Reflexion über die eigene Wahrnehmung und das eigene Verständnis der Welt vor Augen, und durch die klare und nachdenkliche Sprache und Struktur wird ein Raum für eigene Reflexion und Deutung geöffnet.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Eingang“ ist Rainer Maria Rilke. 1875 wurde Rilke in Prag geboren. 1906 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin / Leipzig, Stuttgart. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 85 Worte. Die Gedichte „Adam“, „Advent“ und „Allerseelen“ sind weitere Werke des Autors Rainer Maria Rilke. Zum Autor des Gedichtes „Eingang“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Rainer Maria Rilke sind auf abi-pur.de 338 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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