Einer Kreolin von Charles Baudelaire
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Im land der düfte das die sonne segnet |
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War mir in einem garten glut-gebrannt |
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Wo von den palmen trägheit niederregnet |
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Mit fremden reizen eine frau bekannt. |
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Von farbe blass und warm – die zauberin |
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Hat vornehm-schöne weisen in der kehle · |
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Sie schreitet · schlanke braune jägerin · |
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Mit sichren augen und mit heitrer seele. |
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O kämet · Herrin! ihr zum ruhmesland |
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Am Seine- oder grünen Loire-strand |
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Ihr ziertet alte edelhäuser neu · |
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Ihr liesset unterm schutz von schattenheimen |
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Im geist der dichter tausend lieder keimen · |
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Sie mehr als eure Schwarzen euch getreu. |
Details zum Gedicht „Einer Kreolin“
Charles Baudelaire
4
14
87
nach 1837
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht stammt von Charles Baudelaire, einem französischen Dichter der Neuzeit. Er lebte von 1821 bis 1867, sein Leben und Werk fallen also in die Zeit des 19. Jahrhunderts, genauer gesagt in die Epoche des Symbolismus und der Dekadenz. Dies ist in Baudelaires Dichtung deutlich spürbar, sie ist geprägt von einer leidenschaftlichen, subjektiven Sprache und einer tiefen Zerrissenheit zwischen Individualität und Gesellschaftsdruck, Romantik und Modernität.
Auf den ersten Blick fällt die exotische Bildsprache des Gedichts auf, das den künstlerisch verklärten Blick des europäischen Dichters auf eine andere, fremde Kultur und ihre Bewohner wiedergibt. Die „Kreolin“ ist eine Frau aus einer karibischen Kultur, ihre Beschreibung ist aber nicht realistisch, sondern symbolisch und ästhetisch, sie wird zu einer mysteriösen und exotischen Figur, die den Dichter zu neuen Gedichten inspiriert.
Im Detail betrachtet, beschreibt das lyrische Ich zunächst, wie es in einem fremden Land, „Im land der düfte das die sonne segnet“, auf eine außergewöhnliche Frau trifft: eine Kreolin. Sie ist exotisch und faszinierend, ihre Haut ist „blass und warm“, sie ist eine „zauberin“ mit einer „vornehm-schönen“ Stimme. Sie wird auch mit einer „schlanken braunen jägerin“ verglichen, was ihre Stärke und Unabhängigkeit, aber auch ihre Naturverbundenheit unterstreicht. Der Dichter wünscht sich, sie würde in seine Heimat kommen („O kämet · Herrin! ihr zum ruhmesland“) und wären sie dort, würde sie die „alte edelhäuser neu“ schmücken und im „geist der dichter tausend lieder keimen“, d.h. sie würde die Kultur und Literatur bereichern.
Formal ist das Gedicht in vier Strophen eingeteilt, diese haben jeweils drei oder vier Verse. Die Strophen sind nicht durchgereimt und auch das Metrum ist unregelmäßig, was wohl die Unberechenbarkeit und Fremdheit der beschriebenen Frau symbolisieren soll.
Der Sprachstil ist poetisch, voller Metaphern und bildhafter Ausdrücke. Trotz der Einfachheit und Klarheit der Sprache erzeugt das Gedicht eine Atmosphäre der Fremde und Exotik, der geheimnisvollen Schönheit und der künstlerischen Inspiration.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Baudelaire in diesem Gedicht das Bild einer exotischen, faszinierenden Frau zeichnet, die mit ihrer Andersartigkeit und Schönheit den Dichter inspiriert und seine Phantasie beflügelt. Der Dichter setzt sie auf ein hohes Podest und wünscht sich, dass sie seine eigene Kultur und Literatur bereichern könnte. Gleichzeitig zeigt das Gedicht aber auch die Distanz und Fremdheit zwischen dem europäischen Dichter und der exotischen Frau – sie bleibt eine Traumgestalt, eine Inspiration, aber kein realer Mensch.
Weitere Informationen
Charles Baudelaire ist der Autor des Gedichtes „Einer Kreolin“. Im Jahr 1821 wurde Baudelaire in Paris geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1837 bis 1867 entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 87 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Charles Baudelaire ist auch der Autor für Gedichte wie „Begräbnis“, „Bertas Augen“ und „Besessenheit“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Einer Kreolin“ weitere 101 Gedichte vor.
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