Im Walde von Friedrich Schlegel

Windesrauschen, Gottes Flügel,
tief in kühler Waldesnacht;
wie der Held in Rosses Bügel
schwingt sich des Gedanken Macht.
Wie die alten Tannen sausen,
hört man Geisteswogen brausen.
 
Ewig's Rauschen sanfter Quellen
zaubert Blumen aus dem Schmerz;
Trauer, doch in linden Wellen,
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schlägt uns lockend an das Herz;
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fernab hin der Geist gezogen,
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die uns locken, durch die Wogen.
 
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Drang des Lebens aus der Hülle,
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Kampf der starken Triebe, wild,
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wird zur schönsten Liebesfülle,
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durch des Geistes Hauch gestillt.
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Schöpferischer Lüfte Wehen
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fühlt man durch die Seele gehen.
 
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Windesrauschen, Gottes Flügel,
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tief in dunkler Waldesnacht!
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Freigegeben alle Zügel,
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schwingt sich des Gedanken Macht,
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hört in Lüften ohne Grausen
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den Gesang der Geister brausen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Im Walde“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
112
Entstehungsjahr
1772 - 1829
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Im Walde“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich Schlegel. 1772 wurde Schlegel in Hannover geboren. Zwischen den Jahren 1788 und 1829 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Bei Schlegel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (1789 - 1799) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Technik und Wissenschaft, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. So gilt beispielsweise die Blaue Blume als das zentrale Motiv der romantischen Literatur. Sie symbolisiert Liebe und Sehnsucht und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für die Schriftsteller der Romantik das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das 112 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Der Dichter spricht am Abend“, „Freiheit, so die Flügel“ und „Es sei mein Herz und Blut geweiht“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Schlegel. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Im Walde“ keine weiteren Gedichte vor.

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